utscher   Die Leute scharten sich  auf der Straße um die Droschke Nummer 3269, dessen Kutscher keine Peitsche hatte.

Ein Schutzmann fragte ihn, was er damit gemacht hätte.

»Ich habe sie an eine Dame aus der Rue Duphot verkauft.«

»Machen Sie und kaufen Sie sie zurück oder ich stecke Ihnen einen Strafzettel.«

»Ich geh' ja schon«, sagte der Schwager, ein ungewöhnlich stämmiger Normanne, und nachdem er bei der Concierge nachgefragt hatte, läutete er im ersten Stock.

Alexine kam ihm splitternackt öffnen; dem Kutscher gingen die Augen über, und da sie ins Schlafzimmer flüchtete, lief er ihr dorthin nach, packte sie und steckte ihr von hinten einen Prügel von beachtlicher Größe rein. Schon bald entlud er sich, wobei er ausrief: »Potz Blitz, Bordell Gottes, Schlampe von Hure!«

Alexine bewegte schön ihren Hintern und kam gleichzeitig mit ihm, während Mony und Culculine sich vor Lachen krümmten. Der Kutscher, der annahm, man mache sich hier über ihn lustig, wurde furchtbar wütend.

»Ha! Huren, Zuhälter, Luder, Gesocks, Pest und Cholera, ihr wollt mich zum besten haben! Meine Peitsche, wo ist meine Peitsche?«

Und sie entdeckend, griff er nach ihr und schlug mit aller Kraft auf Mony, Alexine und Culculine ein, deren nackte Körper sich unter den Peitschenhieben, die blutige Striemen hinterließen, aufbäumten. Dann spannte er erneut, stürzte sich auf Mony und begann ihn in den Hintern zu ficken.

Die Eingangstür war offen geblieben und der Schupo, der, als er den Kutscher nicht wiederkommen sah, heraufgekommen war, drang in diesem Augenblick in das Schlafzimmer ein; es dauerte nicht lange und sein vorschriftsmäßiges Glied kam zum Vorschein. Er bohrte es Culculine in den Hintern, die wie eine Henne gluckste und bei der Berührung mit den kalten Uniformknöpfen erschauerte. - Guillaume Apollinaire, Die elftausend Ruten. München 1985 (zuerst 1907)

Kutscher (2)  Nüchtern sind die Kutscher ziemlich fügsam, gegen Mittag werden sie schon schwierig, abends sind sie ungenießbar und zetteln dauernd Schlägereien an. Der Polizeikommissar aber, vor dem die Sache dann zu enden pflegt, gibt stets dem Kutscher recht. Je mehr dieser getrunken hat, desto ärger schlägt er auf die Pferde ein, und nie fährt er Euch besser, als wenn er völlig blau ist. - Louis Sébastien Mercier, Mein Bild von Paris. Frankfurt am Main 1979 (zuerst 1788, it 374)

Kutscher (3)  Petr Ivanov stieg seit dem Ende des Sommers 1905 nicht vom Bock. Seinem Äußeren nach würde selbst der erfahrenste Spitzel keinen Revolutionär in ihm vermutet haben. Von kleinem Wuchs, breitschultrig und kräftig, krümmte er sich wie ein echter Kutscher auf dem Bock, er schimpfte wie ein echter Kutscher auf die Polizei und schacherte wie ein echter Kutscher mit den Fahrgästen. Sein Pferd war dürr und der Wagen verbraucht. Ich kam häufig an einer Haltestelle an ihm vorüber, ohne ihn in der langen Reihe der anderen Kutscher unterscheiden zu können. Er hatte sich mehr als ein anderer seinem Handwerk und dessen Lebensgewohnheiten angepaßt. Er verstand. die Lage seiner Berufsgenossen ganau, bewies viel Einfühlungsvermögen und besuchte als Mitglied des Droschkenkutscher verbände» ihre Versammlungen. Aber auf den Höfen und in Privatgesprächen verbarg er sorgfältig seine wirkliche Überzeugung und ging nicht weiter als bis zum Programm der Kadetten.

»Ich war neulich auf einem Meeting,« erzählte er lächelnd. »Einen Vorsitzenden hat man gewählt. Na, da ist ein kleiner Krauter gekommen, ein Sozialrevolutionär. Hat eine Rede gehalten. Von Land, Grund und Boden und so. Man soll, sozusagen, den Bauern Erde geben. Nu, das ist ja alles ganz schön... Bloß, den haben wir eben nicht gewählt.«

»Warum ?«

»Das ist eben kein richtiger Bauer nicht. Was ein Kutscher ist, der muß in Ordnung sein. Der Gaul, der muß eben in Ordnung sein. Der Wagen, sozusagen, der muß eben glänzen, na, fahren muß er eben auch können. Der aber... den kenn'ich schon. So ein Stück Kutscher, der reinste Dreck. Sechs Groschen kutschiert er raus. So einen soll man wählen? Nee, dann schon lieber einen Kadetten, wenn er man bloß ein ordentlicher Mensch ist.«

Den »Admiral« konnte man auf seinem Bock für einen einfachen Dorfburschen halten. Hellblond, vierschrötig, mit breitem Gesicht, ähnelte er Hunderten und Tausenden von Bauern, wie sie zum Geldverdienen nach. Petersburg kamen. Er gewöhnte sich auch schnell an seine Rolle. Er hegte aus irgendeinem Grunde einen außerordentlichen Haß gegen den Petersburger Stadthauptmann, den General von der Launitz, und kehrte oft zur Frage seiner Ermordung zurück.

»Den Durnovo kriegen wir nicht,« sagte er, indem er seinen Klepper aufmunterte, »man kann's gar nicht begreifen, wo der fährt und wie... Na, den kriegen wir nicht, den Launitz aber, den habe ich oft gesehen. Warum soll man den Launitz verschonen? Geht's mit Durnovo nicht, dann muß man den Launitz umbringen.«

Er war es auch, der später den Launitz umgebracht hat.  - Boris Savinkov, Erinnerungen eines Terroristen. Nördlingen 1985 (Die Andere Bibliothek 4, 1985, zuerst 1917)

 

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