urzlebigkeit  Was für ein seltsamer Vogel! Er wirkt recht plump, jagt aber pfeilschnell; sein Gefieder ist bunt, und er wird doch leicht übersehen. Wegen seiner tollen Farben zierte der Balg im 19. Jahrhundert die Damenhüte, und bei einer Londoner Schmuckauktion um die Jahrhundertwende wurden mehr als 17000 dieser Vögel verkauft. Ein Glück, daß sich die Mode bald änderte!

Lange rätselte man, wo er nistet: Die Griechen glaubten ernsthaft, er baue ein schwimmendes Nest auf dem Meer, und der König von England soll einst eine Tasche voll Gold für das Nest dieses Vogels ausgelobt haben - vermutlich vergebens. Denn heute wissen wir, daß der flinke Jäger sein Nest am liebsten in einem Steilhang am Ufer versteckt.

Ihn zu beobachten ist schwierig, denn er flüchtet, sobald sich Feinde auf eine Distanz von etwa i oo Metern heranwagen. Günstige Chancen haben ruhig dasitzende Angler: Bisweilen landet das schöne Geschöpf auf ihrer Angel, um von dort nach Beute im Wasser zu spähen.

Ein harter Winter kann den etwa 4000 Brutpaaren in Deutschland stark zusetzen, vor allem wenn viele Flüsse und Seen wochenlang zugefroren sind: Ohne frischen Fisch können sie nur wenige Tage überleben. Gott sei Dank sind die Weibchen äußerst fruchtbar: Sie brüten zwei- bis dreimal im Jahr, unter günstigen Bedingungen sogar viermal. Manchmal werden die Jungen noch gefüttert, während die Mutter schon wieder ein neues Gelege mit sechs Eiern produziert. Die Auslese ist hart: Kaum sind die Jungen flügge, müssen sie schon nach zwei, drei Tagen selber für ihre Ernährung sorgen - die Elternliebe hört abrupt auf. Der Nachwuchs wird im wahrsten Sinne des Wortes ins kalte Wasser geworfen: In kürzester Zeit muß er lernen, die richtigen Fische zu fangen, sie durch Schläge zu töten und, Kopf zuerst, herunterzuschlucken. Selbst wenn das klappt, ist der Überlebenserfolg damit nicht garantiert. Ihr Gefieder ist nämlich noch nicht wasserfest, und starker Regen oder zu viele Tauchgänge durchnässen die Federn bis zur Flugunfähigkeit. Für Sperber und Iltis sind sie dann eine leichte, leckere Beute. Ihre Lebensspanne ist ungewöhnlich knapp, sie werden kaum älter als drei Jahre. Wie heißt der kurzlebige Vogel? - (nat)