urklinik »Wissen
Sie, was ich sage? Diese Kurklinik stinkt allmählich nach Scheiße. Die Flure
stinken nach Scheiße. Den ganzen Tag lang wird hier nichts anderes getan als
gepißt, gepißt, gepißt. Sie pissen das Wasser, das sie getrunken haben, und
mit diesem Wasser, so hat man mir erzählt, wird die ganze Scheiße aus dem Körper
gespült, die sich normalerweise darin ansammelt. Und wenn nicht gepißt wird,
dann wird ein Klistier genommen und geschissen. Und wenn nicht geschissen wird,
dann ab in diese Badewannen, wo sie mit dem Schlauch abgespritzt werden, bestimmt
hinterläßt man dort Eiterpickel, Hautschuppen und Schweiß. Meine Mutter war
fett wie eine Kuh, aber dann hörte sie auf, Brot zu essen, und wurde dünn wie
eine Bohnenstange; sie hatte es nicht nötig, an einen Ort wie diesen zu kommen,
sie hätte auch gar nicht herkommen können, denn zu Hause hatten wir keine einzige
Pesete. Als sie immer dünner wurde, bekam sie einen Schlaganfall und war plötzlich
halbiert: der halbe Körper funktionierte noch, die andere Hälfte nicht. Mein
Vater trinkt jeden Tag eine halbe Flasche Cognac mit dem Kaffee und hat zu hohen
Blutdruck, trotzdem verkraftet er alles wie ein Stier. Mir scheuert er eine
links und rechts und hebt mich dann wieder vom Boden auf. « -
Manuel Vázquez Montalbán, Wenn Tote baden. München 2003
|
||
|
||