Kunsthandwerk  Ein Sänger sang es im Volk der Phäaken, die den Göttern noch näher standen als wir, wie sich Aphrodite und der Kriegsgott das erstemal in Liebe vereinigt haben. Es geschah im Palast des Gatten der Aphrodite. Niemand wußte davon, und Ares hatte viel dafür gegeben, daß er Ehe und Bett des Hephaistos schänden durfte. Die Sonne sah die beiden beim Liebeswerk und verkündete es sogleich dem berühmten Meister. Hephaistos tat die Nachricht weh. Er ging eilends in die Schmiede und sann Böses. Auf den Bock stellte er den großen Amboß und schmiedete Fesseln, die unzerreißbar waren und unlösbar, aber auch unsichtbar, zart wie Spinngewebe. Er brachte sie um die Pfosten des Bettes an und entfernte sich, zum Schein, nach Lemnos, seiner lieben Insel und schöngebauten Stadt. Nicht umsonst war Ares auf der Lauer. Sogleich erschien er im Palast des Meisters, voll Sehnsucht nach Aphrodite. Sie war von ihrem Vater Zeus eben angekommen und saß im Gemach. Er trat ein, faßte sie bei der Hand und rief: »Komm, Geliebte, legen wir uns hin und freuen wir uns unserer Liebe! Hephaistos ist fern, er ist nach Lemnos gegangen, zu seinem fremdsprachigen Volk von Sintiern!« Auch sie sehnte sich, sich hinzulegen. So bestiegen die beiden das Bett und schliefen ein. Die kunstreichen Fesseln des Hephaistos umflossen sie, und sie konnten kein Glied mehr bewegen, geschweige denn aufstehen. Nun erst erkannten sie, daß es keinen Ausweg mehr gab.

Es näherte sich der robuste Meister, denn die Sonne spähte wie immer und verriet die Liebenden. In der Türe blieb der Gatte stehen, in wildem Zorn, und schrie schrecklich zu allen Göttern: »Vater Zeus und ihr übrigen alle, selige und ewige Götter! Kommt und seht, was hier zum Lachen und zur Schande geschieht! Wie entehrt mich, da ich ein Krüppel bin, immer die Tochter des Zeus, Aphrodite! Sie liebt den verderblichen Ares, da er ja schön ist und seine Füße gleich sind, während ich hinke. Doch kein anderer ist schuld als meine Eltern: sie hätten mich nicht zeugen sollen! Aber seht, wie die da schlummern, bei der Liebe eingeschlafen, in meinem eigenen Bett! Mir tut der Anblick weh. Sie werden, glaub ich, lange noch da liegen, da sie sich so sehr lieben, doch ohne liegenbleiben zu wollen: meine Fesseln halten sie fest, bis der Vater sich entschließt, mir die Geschenke zurückzuzahlen, die ich für das unverschämte Mädchen gespendet! Denn schön ist seine Tochter, aber nicht züchtig!«

So sprach er. Die Götter versammelten sich in seinem Palast, im Haus mit der ehernen Schwelle. Es kamen Poseidon, Hermes, Apollon. Die Göttinnen blieben schamhaft zu Hause. In der Türe standen die Götter, und unauslöschlich erschallte das Lachen der Seligen, als sie das Kunstwerk des schlauen Hephaistos bemerkten.   - (kere)

Kunsthandwerk  (2)

 

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