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cham
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Kummer (2) Ein großer Kummer ist etwas Erbauliches; das Leben wird zum Feiertag; man hat etwas verloren, aber man hat auch etwas gewonnen, etwas Kostbares, Teures, das man hütet. Man sucht die Einsamkeit, um sich nicht gemein zu machen; man bekommt Widerwillen gegen Speise und Trank, denn was man empfängt, will das Haus gekehrt und rein finden; die Augen werden von Tränen rein gewaschen; der ganze Körper weint inwendig, löst sich auf; man weint sich in den Schlaf, der eine Qnadengabe ist, die den Tränen folgt. Aber es ist Feiertag jeden Tag, und es ist Versöhnungstag und Ruhetag; der Schlag kam von oben, und man erhebt den Blick, um nachzuschauen, ob nicht die Hand in einem Wolkenriß zu sehen ist.
Man hätschelt seinen Kummer wie einen lieben Gast, hütet ihn, möchte allerdings frei von ihm sein, aber nicht unbedingt. Er ist vornehm und verträgt nicht die Beschäftigung mit dem Alltagsleben. Der Trauernde wird auch verfeinert, er verschönert seine Sprache, seine Sitten. Wer aber glaubt, man könne seinen Kummer im Wein ertränken, der irrt sich; nur mit einsamen warmen Tränen kann er wie eine köstliche Blume begossen werden. Sie verblüht allerdings, hat aber zuvor Samen angesetzt.
In den Gesetzen Moses wird dem Unreinen und dem, „der Kummer hat", verboten,
im Namen des Herrn zu opfern. „Denn das Opfer des Herrn soll lustig sein."
Das mit dem Kummer kann doch nichts anderes bedeuten, als daß man in der
Nähe eines Toten gewesen ist; was Unreinheit mit sich bringt. - (blau)
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