ultur, untergegangene Bachofen sieht Lykien als das Stammland des Mutterrechtes an, erwähnt aber, daß, nach Herodot, die Lyker von Kreta gekommen seien. Ich notiere aus seinem Kapitel über die Insel:
»Wenn Kronos in der Sage Zeus-Vater genannt wird, so hat
dieser Ausdruck nicht die Bedeutung des leiblichen Erzeugers; er
bezeichnet vielmehr ein früheres untergegangenes Weltalter, dessen
Verhältnis in der Form der Sukzession von Vater und Sohn dargestellt
wird. Der Gedanke an Zeugung liegt so ferne, daß vielmehr Vernichtung
und Untergang sich als alleiniger Ausdruck jenes Vaterverhältnisses
darstellt. So hat der kretische Zeus nur eine Mutter, den fließenden,
feuchten Erdstoff. In ihm erscheint die männliche Seite der Natur zum
erstenmal in sichtbarer Gestalt. Also auch hier wird das Weib als das
Erste, als das ursprünglich Gegebene, als das von Anfang an stofflich
Vorhandene, der Mann als das Gewordene, durch die Mutter Geoffenbarte
aufgefaßt und dargestellt. Und auch Zeus ist sterblich. Man zeigt auf
Kreta sein Grab. Die weibliche Seite der Natur wird als unsterblich
angesehen, die männliche dagegen als ewig wechselnd und nur in steter
Verjüngung, welche steten Tod voraussetzt, ewig fortdauernd.« - Nach: Ernst Jünger, Aus der Goldenen Muschel. Gänge am Mittelmeer. Stuttgart 1984 (entst. 1929 ff.)
|
||
|
|
|