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Es gab einen Chinesen in der Wäscherei oberhalb der Straße,
der häufig vorbeikam, und wie das Muttersöhnchen
von Pater Carrolls Kirche mußte er Spießruten laufen. Er sah genau wie die Kulis
aus, die man in den Schulbüchern abgebildet sieht. Er trug eine schwarzglänzende
Jacke mit Litzen um die Knopflöcher, Pantoffeln ohne Absätze und einen Zopf.
Gewöhnlich hatte er beim Gehen die Hände in die Ärmel gesteckt. An seinen Gang
erinnere ich mich am deutlichsten: ein leisetreterischer, gezierter, weibischer
Gang, der uns höchst exotisch und bedrohlich vorkam. Wir hatten tödliche Angst
vor ihm und haßten ihn, weil er gegen unsere Sticheleien völlig gleichgültig
war. Wir glaubten, er sei zu dumm, unsere Beleidigungen zu begreifen. Aber eines
Tages, als wir die Wäscherei betraten, bereitete er uns eine kleine Überraschung.
Zuerst übergab er uns das Wäschepaket; dann griff er unter den Ladentisch und
holte aus einem großen Sack eine Handvoll Litschi-Nüsse. Er lächelte, als er
hinter dem Ladentisch hervorkam, um uns die Tür zu öffnen. Er lächelte noch
immer, als er Alfie Betcha bei den Ohren nahm. Er packte uns alle der Reihe
nach, immer noch lächelnd, bei den Ohren. Dann schnitt er eine wilde Grimasse
und sprang, flink wie eine Katze, hinter den Ladentisch, ergriff ein langes,
schreckenerregendes Messer, das er gegen uns zückte. Übereinander fallend rannten
wir aus dem Laden. Als wir uns an der Ecke nach ihm umdrehten, stand er ruhig
und friedlich blickend mit einem Bügeleisen
in der Hand vor der Tür. - (wendek)
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