uhle Wanderung geboten wurde. Am Boden der flachen Kuhle rollten im trägen Kreis wohl an ein Dutzend leibloser Männerköpfe. Mächtige kahle Schädel, die sich leise knirschend aneinander rieben, alle mit geschlossenen Augen und mümmelnden Mündern.
Hier stand nun auf einem Schild >Mein Reservoir*, und der Besucher wurde
aufgefordert, die >Denkenden in der Kuhle< freundlichst zu versorgen.
Er sollte dazu von einem bereitgestellten Zeitungsstapel
Blätter abreißen und sie zur Fütterung hinunterreichen. Ich bückte mich aber
an den Rand und streckte den Köpfen voll Mitleid meine offene Hand entgegen.
Die knöchernen Häupter schienen meine Blutwärme wahrzunehmen und schoben sich,
neugierig wie die Teichenten, in meine Richtung, ein leises Wimmern hervorstoßend.
Bevor der erste meine Fingerspitzen erreicht hatte, schrak ich doch vor der
Berührung zurück und zog es vor, die zerknüllten Zeitungsblätter unter sie zu
werfen. Tatsächlich schnappten sie danach, sie fraßen das alte bedruckte Papier
und stahlen sich's gegenseitig vom Mund. - Botho Strauß, Der junge Mann. München 1984
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