rummstab
In der Hand hielt er seinen Hirtenstab, mit dem er seinen glücklichen
Nebenbuhler zu züchtigen gedachte. Sachte schlich er an Batildas Kämmerlein
heran. Als er aber hörte, wie seine ohnmächtige, greisenhafte Leidenschaft ins
Lächerliche gezogen wurde, als er hörte, wie Batilda recht handfeste Entzückungen
genoß anstatt der Truggebilde, mit denen er die leidenschaftliche Glut ihrer
Jugend zufriedenzustellen geglaubt hatte, als er gar noch mit anhören mußte,
wie der Fluchtplan ausgeheckt wurde, wie er reifte und bis ins kleinste besprochen
ward, da konnte er sich nicht länger beherrschen. Auf seinen Bischofsstab gestützt
tat er einen plumpen Sprung und warf dabei einen Betschemel um. Bei diesem Gepolter
schrak das Liebespaar auf und sprang flink aus dem Bett, und schon standen sich
die beiden Widersacher Aug in Auge gegenüber.
Der hochwürdige Herr sah drein wie ein rasender Satyr.
Seine kurzen, gedrungenen Beine und seine dicken Oberschenkel waren mit dichtem
Haar bewachsen, die Hälfte seines grauen Kraushaars hing unter der viel zu großen
Kappe hervor, die er aufs Haupt gestülpt hatte, seine dicken Hängelippen waren
mit Schaum bedeckt, der aus beiden Mundwinkeln zu Boden tropfte, seine Äuglein
glühten gleich zwei Karfunkelsteinen, und sein Krummstab, den er dräuend gegen
die Verliebten schwang, machte das Bild vollends schauerlich. - Charles Pigault-Lebrun,
Trufaldino. Nach: Meistererzählungen
des französischen Rokoko. Hg. Walter Widmer. München 1962
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