Krokodil, besoffenes  Am Seeufer baut man aus frischer Erde zwei große Gruben. Sie wurden sorgsam mit den Füßen getreten, sorgsam mit den Daumen geglättet. Dann gießt man allen Dzang aus den Gefäßen in die beiden Gruben, jeden Tropfen. Die Gefäße wurden zerbrochen und in den See geworfen. Die beiden Opfer wurden bei den Gruben festgebunden; alle kehren ins Dorf zurück. Ngurangurane bleibt allein und verbirgt sich bei den Gruben.

Zur gewohnten Stunde kommt das Krokodil aus dem Wasser hervor. Es geht auf die Gefangenen zu, die vor Schrecken zittern. »Was ist das«, sagte er, als er zu den Gruben kommt, »was ist das?« Er schmeckt ein wenig die Flüssigkeit, das Getränk erscheint ihm gut, und er. schreit mit lauter Stimme: »Das ist gut, morgen werde ich den Fang befehlen, mir solches jeden Tag zu liefern.« Da er geendet hatte, sang er: »Ich trank den Dzang, den Trank, der das Herz erfreut. Ich trank den Dzang, mein Herz ist ergötzt, ich trank den Dzarng. Der Häuptling, dem alle gehorchen, ich bin es, der große Häuptling. Ich bin es, Ngan, ich bin es, der Herr der Wasser, der Herr der Wälder. Der Häuptling, dem alle gehorchen, ich bin es, der große Häuptling. Ich trank den Dzang, den Trank, der das Herz erfreut.«

Er singt und schläft frohen Gemütes am Strande, ohne die Gefangenen zu bedenken.

Ngurangurane nähert sich dem schlafenden Ungeheuer mit einem starken Strick, unterstützt von den Gefangenen bindet er es an einen Pfahl. Dann schleudert er mit aller Gewalt seinen Wurfspieß, und trifft das stumme Tier. Die Lanze prallt von den dichten Schuppen zurück, ohne zu verwunden. Das Krokodil zuckt nur ein wenig und sagt im Schlaf: »Eine Mücke hat mich gestochen.« Ngurangurane nimmt seine starke Steinaxt, mit einem schrecklichen Schlag trifft er das eingeschlafene Tier. Die Axt prallt zurück, ohne das Ungeheuer zu verwunden. Die zwei Gefangenen flüchten erschrocken. Ngurangurane, der Herr des Donners, ruft den Blitz zu Hilfe. Der Blitz verweigert den Gehorsam. Er greift seinen Stein, den Stein von Ngurangurane, in seinem Namen befiehlt er dem Blitz, ihm zu helfen. Dieser gehorcht nun. Er trifft das Krokodil am Kopf und zwischen den Augen, das Krokodil fällt auf der Stelle vom Blitz geschlagen tot.

Ngurangurane eilt in das Dorf zurück. »Ihr alle, Leute des Dorfes«, spricht er, »kommt alle. Kommt zum Seeufer. Das Krokodil liegt tot da. Ich habe das Krokodil getötet. Ich habe den Häuptling unseres Volkes gerächt. Ich habe euch befreit. Ich, Ngurangurane.«

Alle waren glücklich, man tanzte um die Leiche den großen Krokodiltanz.  - Afrikanische Märchen und Legenden. Hg. Carl Einstein. Berlin 1980 (zuerst 1925)

 

Krokodil Trunkenheit

 

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