rötenküsser Kammerer
war ein genialer Experimentator, und er verstand sich auf eine geheimnisvolle
Art und Weise darauf, seine geliebten Frösche, Kröten,
Eidechsen und Molche in Gefangenschaft zu züchten. Als
er einmal im Park eines mährischen Schlosses mit der Schloßherrin spazierenging,
hob er eine Kröte auf und küßte sie zärtlich auf den schleimigen Kopf. Das trug
ihm in der Wiener Gesellschaft den Spitznamen »Krötenküsser« ein. Er brachte
den blinden Höhlenmolch Proteus dazu, Augen zu entwickeln, indem er ihn
mit Rotlicht bestrahlte. Die Augenknospen des Molches verkümmern: Wenn man ihn
dem normalen Tageslicht aussetzt, wird es von der schwarz pigmentierten Haut
über den Augenknospen absorbiert, rotes Licht hingegen erzeugt keine Pigmentierung
der Haut, sie bleibt durchsichtig und der Molch entwickelt voll funktionierende
Augen.
- Paul Kruntorad, nach: Karl Corino (Hg.): Gefälscht! Betrug in Literatur,
Kunst, Musik, Wissenschaft und Politik. Frankfurt am Main 1990
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