Kriegsmeute    Anfangs war Freundschaft zwischen Taulipang und Pischauko. Dann kamen sie in Streit wegen der Weiber. Zuerst ermordeten die Pischauko einzelne Taulipang, die sie im Walde überfielen. Dann töteten sie einen jungen Taulipang und eine Frau, dann drei Taulipang im Walde. So wollten die Pischauko nach und nach mit dem ganzen Stamme der Taulipang aufräumen.

Da rief Manikuza, der Kriegshäuptling der Taulipang, alle seine Leute zusammen. Die Taulipang hatten drei'-Führer: Manikuza, den OberhäuptHng, und zwei Unterhäuptlinge, von denen der eine ein kleiner, dicker, aber sehr tapferer Mann war, der andere war sein Bruder. Dann war noch der alte Häuptling, der Vater von Manikuza, dabei. Unter seinen Leuten war auch ein kleiner, sehr tapferer Mann vom Nachbarstamme der Are-kuna. Manikuza ließ gegorene Masse von Kaschiri bereiten, fünf eroße Kürbisflaschen voll. Dann ließ er sechs Kähne herrichten.

Die Pischauko wohnten im Gebirge. Die Taulipang nahmen zwei Frauen mit, die Feuer in die Häuser legen sollten. Sie fuhren hin, ich weiß nicht auf welchem Fluß. Sie aßen nichts, keinen Pfeffer, keine größeren Fische, keine Jagdtiere, nur kleine Fische, bis der Krieg beendet wäre. Sie nahmen auch Farbe und weißen Ton zum Bemalen mit.

Sie kamen nahe an den Wohnsitz der Pischauko. Manikuza schickte fünf Männer nach dem Hause der Pischauko, um auszukundschaften, ob alle dort seien. Alle waren dort. Es war ein großes Haus mit sehr vielen Leuten, umgeben von einem runden Palisadenzaun. Die Kundschafter kamen zurück und meldeten dies dem Häuptling. Da bebliesen der Alte und die drei Häuptlinge die gegorene Masse von Kaschiri. Sie bebliesen auch die Farbe und den weißen Ton und die Kriegskeulen. Die Alten hatten nur Bogen und Pfeile mit Eisenspitzen, keine Feuerwaffen. Die anderen hatten Flinten und Schrot. Jeder hatte einen Sack Schrot und sechs Büchsen Pulver bei sich. Auch alle diese Sachen wurden beblasen. (Einhlasen von Zauberkraft.) Dann bemalten sie sich mit roten und weißen Streifen: von der Stirne an beginnend, einen roten Streifen oben und einen weißen Streifen unten, über das ganze Gesicht. Auf die Brust malten sie je drei Streifen, abwechselnd oben rot und unten weiß, ebenso auf die beiden Überarme, damit sich die Krieger untereinander erkennen konnten. Auch die Frauen bemalten sich so. Dann befahl Manikuza, Wasser in die Kaschiri-Masse zu schütten.

Die Kundschafter sagten, es seien sehr viele Leute in den Häusern. Es war ein sehr großes Haus und drei kleinere weiter abseits. Die Pischauko waren viel mehr Leute als die Taulipang, die nur fünfzehn Mann waren, außer dem einen Arekuna. Dann tranken sie Kaschiri, jeder eine Kalebasse voll, viel Kaschiri, um sich tapfer zu machen. Darauf sagte Manikuza: »Dieser hier schießt zuerst! Während er seine Flinte wieder lädt, schießt der andere. Einer nach dem anderen!« Er verteilte seine Leute in drei Abteilungen zu je fünf Mann im weiten Umkreis um das Haus. Er sagte: »Gebt keinen unnützen Schuß ab! Wenn ein Mann fällt, laßt ihn liegen und schießt auf den, der noch steht!«

Dann gingen sie in drei Abteilungen getrennt vor; die Frauen hinter ihnen mit den Kürbisflaschen voll Getränk. Sie kamen an die Grenze der Savanne. Da sagte Manikuza: »Was sollen wir nun machen? Es sind sehr viele Leute. Vielleicht kehren wir am besten um und holen mehr Leute!« Da sagte der Arekuna: »Nein! Vorwärts! Wenn ich eindringe mitten unter viele Leute, finde ich niemand zu töten!« (Soll heißen: Diese vielen Leute reichen noch nicht aus für meine Keule, da ich sehr rasch töte.) Manikuza antwortete: »Vorwärts! Vorwärts! Vorwärts!« Er forderte alle auf. Sie kamen nahe an das Haus. Es war Nacht. In dem Haus war ein Zauberarzt, der gerade einen Kranken beblies. Dieser sagte: »Es kommen Leute!« und warnte so die Bewohner des Hauses. Da sagte der Herr des Hauses, der Häuptling der Pischauko: »Laßt sie kommen! Ich weiß, wer es ist! Es ist Manikuza! Aber er wird von hier nicht zurückkehren!« Der Zauberarzt warnte weiter und sagte: »Die Leute sind schon da!« Da sagte der Häuptling: »Es ist Manikuza! Er wird nicht zurückkehren! Er wird sein Leben hier beschließen!«

Da schnitt Manikuza die Liane durch, mit der die Palisaden zusammengebunden waren. Da drangen die beiden Frauen ein und legten Feuer an das Haus, die eine am Eingang, die andere am Ausgang. Es waren sehr viele Leute in dem Haus. Dann zogen sich beide Frauen wieder außerhalb des Palisadenzaunes zurück. Das Feuer ergriff das Haus. Ein Alter kletterte hinauf, um das Feuer zu löschen. Da kamen viele Leute aus dem Haus, sie schössen viel mit ihren Flinten, aber ohne Ziel, da sie niemand sahen; nur um die Feinde zu schrecken, Der alte Häuptling der Taulipang wollte einen Pischauko mit dem Pfeil schießen, aber er verfehlte ihn. Der Pischauko war in seinem Erdloch. Als der Alte den zweiten Pfeil auflegte, schoß ihn der Pischauko mit der Flinte nieder. Manikuza sah, daß sein Vater tot war. Da schössen die Krieger viel. Sie hatten das ganze Haus umstellt, und die Pischauko hatten keinen Ausweg, wohin sie fliehen sollten.

Da drang ein Taulipang-Krieger namens Ewama ein. Hinter ihm kam der eine Unterhäuptling; hinter ihm sein Bruder; hinter ihm Manikuza, der Kriegshäuptling; hinter ihm der Arekuna. Die übrigen blieben draußen, um die Pischauko zu töten, die entweichen wollten. Die anderen fünf drangen mitten unter die Feinde ein und schlugen sie mit ihren Keulen nieder. Die Pischauko schössen auf sie, trafen aber niemand. Da tötete Manikuza den Häuptling der Pischauko. Der Unterhäuptling tötete den Unterhäuptling der Pischauko. Sein Bruder und der Arekuna töteten sehr rasch und viele. Es flohen nur zwei Jungfrauen, die noch am oberen Flußlauf leben, verheiratet mit Taulipang. Die anderen wurden alle getötet. Dann steckten sie das Haus in Brand. Die Kinder weinten. Darauf warfen sie alle Kinder in das Feuer. Mitten unter den Toten war ein Pischauko leben geblieben. Er hatte sich ganz mit Blut beschmiert und sich zwischen die Toten gelegt, um die Feinde glauben zu machen, er sei tot. Da ergriffen die Taulipang einen nach dem anderen der gefallenen Pischauko und hieben sie mit dem Waldmesser mittendurch in zwei Stücke. Sie fanden den Mann lebend und ergriffen und töteten ihn. Dann nahmen sie den gefallenen Häuptling der Pischauko, banden ihn mit erhobenen, ausgestreckten Armen an einen Baum und schossen so lange mit dem Rest ihrer Munition auf ihn, bis er in Stücke zerfiel. Darauf ergriffen sie eine tote Frau. Manikuza zog ihr mit den Fingern das Geschlechtsteil auseinander und sagte zu Ewama: »Sieh hier, das ist gut zum Eindringen für dich!« -

Die übrigen Pischauko, die noch in den drei anderen kleineren Häusern waren, flohen auseinander und verteilten sich auf die Gebirge der Gegend. Dort leben sie noch heute, Todfeinde der anderen Stämme und heimliche Mörder, die es besonders auf die TauHpang abgesehen haben.< - Erzähler der Taulipang [südamerikanischer Indianerstamm], nach (cane)

Meute Krieg

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