riegführung   In seinem Pavillon, der ganz mit Gobelins und Trophäen ausgeschlagen war, studierte der Herrscher auf Landkarten die Pläne zukünftiger Schlachten. Auf den Tischen häuften sich auseinandergerollte Karten, und der Kaiser steckte Nadeln darauf; diese entnahm er einem Nadelkissen, das einer der Marschälle ihm hinhielt. Die Karten waren bereits mit so vielen Nadeln bedeckt, daß man nichts mehr erkennen konnte, und um etwas von ihnen abzulesen, mußte man die Nadeln entfernen, um sie sodann wieder hinzustecken. Bei diesem Hin und Her hielten der Kaiser und die Marschälle, um die Hände frei zu haben, die Nadeln zwischen den Zähnen und konnten sich daher nur durch Grunzlaute verständigen.   - (vis)

Kriegführung  (2)   Man muß mit Bedauern feststellen, daß die zivilisiertesten, die intelligentesten Arten die skrupellosesten sind.

Unter den kriegerischen Ameisen sind die Sanguinen oder Raptiformica Sanguinea in Europa sehr verbreitet, man findet sie gewöhnlich längs der Sonnenseite von Wiesenzäunen. Vichmer, Wasmann, Wheeler und Forel haben sich besonders mit ihnen beschäftigt. Die Sanguinen unternehmen alljährlich während des Sommers zwei, drei Sklavenraubzüge. Und nichts kann strategisch besser organisiert, besser berechnet sein. Davon zeugt auch folgender, von Forel verfaßter Bericht, dessen manchmal zu ausgesponnene Weitschweifigkeit ich mir zu kürzen erlaube :

Nachdem Kundschafter ausgeschickt sind, um das Ameisennest einer anderen Art zu rekognoszieren - in diesem Falle war es ein Nest der Glebarias, das es zu plündern galt -, ziehen sie eines Morgens in kleinen Trupps zum begehrten Nest und kreisen es nach und nach ein. Auf das Alarmsignal hin drängen sich die Belagerten aufgeregt um die Tore, die sie, so gut es geht, mittels kleiner Sandkörnchen - für sie sind es Bausteine - verrammeln. Sobald das Kommando gegeben ist, von dem man nicht weiß, woher es kommt (denn die Befehle gehen von einer noch geheimnisvolleren Quelle aus als im Bienenstock oder im Termitennest), gehen die Angreifer zum Massensturm über. Die Verteidiger suchen standzuhalten, aber ziehen sich überrannt, ja gänzlich über den Haufen geworfen, in heller Verzweiflung in das Nest zurück. Daraufkommen sie mit ihren Puppen beladen wieder heraus, die sie um jeden Preis retten wollen. Deren Zahl ist nun so groß, daß sie einen Augenblick die Farbe des wirren Durcheinanders verändert; war sie bis dahin fahlrot, so wird sie plötzlich vom Weiß der Nachkommenschaft durchsetzt. Aber die Angreifer entreißen ihnen ihren Schatz, speichern ihn vorübergehend in der Nähe der Ausgänge auf, lassen die befruchteten Mütter und die unbepackten Arbeiterinnen durch und zwingen wie unerbittliche Zollbeamte alle, die Larven oder Puppen tragen, ihre Last niederzusetzen. Sie fügen übrigens niemandem ein Leid zu, wenn er sich nicht widersetzt oder durch Gift verteidigt. Nachdem etliche Glebarias, denen es gelungen war, zu entkommen und eine Anzahl ihrer Kinder im Gras zu verbergen, wieder eingefangen sind, bemächtigen sie sich auch dieser, und bald entwickelt sich zwischen der geplünderten Burg und dem siegreichen Staat, wohin die lebende Beute transportiert wird, ein geschäftiges Hin und Her, das oft zwei, drei Tage dauert, so lange, bis das eroberte Nest völlig geräumt ist.

Nicht daß es, wie man nun vielleicht annehmen möchte, ein Gemetzel gegeben hätte, im Gegenteil, nur wenig Opfer bleiben auf der Walstatt. Die alten Einwohner werden einfach vertrieben und kehren nicht wieder in ihr Nest zurück. Nach beendigter Überführung der Puppen wird es auch vom Eroberer verlassen und zerfällt bald. Dem Grundsatz der Ameisen getreu, wurde die für unerläßlich erachtete Unternehmung ausgeführt und dem Gegner nur der unbedingt notwendige Schaden zugefügt.  - (maet)

 

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