rankheit, göttliche   Diese Krankheit ist nach meiner Ansicht in keiner Weise göttlicher als die übrigen, sondern sie ist in demselben Sinne göttlichen Ursprungs wie alle anderen Krankheiten und nicht weniger heilbar als sie, sofern sie nicht schon von langer Zeit her eingewurzelt ist, so daß sie stärker ist als die Arzneien, die man dem Kranken eingibt. Wie die anderen Krankheiten hat sie ihren Ursprung in der Vererbung. Denn wenn aus einem Menschen mit schleimiger Konstitution ein schleimiger Mensch und aus einem mit galliger Konstitution ein galliger entsteht, weiter aus einem Schwindsüchtigen ein Schwindsüchtiger und aus einem Milzsüchtigen ein Milzsüchtiger, warum sollte dann nicht einer der Nachkommen, dessen Vater oder Mutter von dieser Krankheit (befallen war, auch von ihr befallen werden? Denn der Same kommt von allen Teilen des Körpers, von den gesunden gesunder und von den kranken kranker. Nun noch ein anderer wichtiger Beweis dafür, daß diese Krankheit in keiner Weise göttlicher ist als die übrigen: sie befällt die von Konstitution Schleimigen, die Galligen aber nicht. Wenn sie aber göttlicher ist als die anderen Krankheiten, müßte sie alle Konstitutionen in gleicher Weise befallen und keinen Unterschied zwischen Schleimigen und Galligen machen.

Schuld an diesem Leiden ist das Gehirn, wie auch an den wichtigsten Krankheiten sonst. Auf welche Weise und aus welchem Grunde sie entsteht, will ich deutlich darlegen. Das Gehirn des Menschen ist zweigeteilt, wie auch bei allen anderen Lebewesen; eine dünne Haut teilt es in der Mitte. Darum hat man nicht immer an derselben Stelle des Kopfes Schmerzen, sondern manchmal auf einer Seite, manchmal aber auch im ganzen Kopf.

Aus dem ganzen Körper gehen Adern zum Gehirn; viele sind dünn, zwei aber sind dick; von diesen kommt die eine aus der Leber, die andere aus der Milz. Die aus der Leber hat folgenden Verlauf: Der eine Teil der Ader geht nach unten auf der rechten Seite an der Niere und an der Lende vorbei in die Innenseite des Oberschenkels und verläuft bis zum Fuß; man nennt sie die hohle Ader. Der andere Teil geht nach oben rechts durch das Zwerchfell und die Lunge, ein Strang zweigt in das Herz und den rechten Arm ab, der Rest geht weiter nach oben am Schlüsselbein vorbei auf die rechte Seite des Halses unmittelbar unter der Haut, so daß man die Ader deutlich sehen kann. Neben dem Ohr aber geht sie verdeckt weiter und teilt sich dort, und der dickste, größte und umfangreichste Teil endet im Gehirn, andere Stränge im rechten Ohr, im rechten Auge und in der Nase. So ist der Verlauf der Ader aus der Leber. Die Ader aus der Milz verläuft auf der linken Seite ebenfalls nach unten und nach oben, ähnlich wie die aus der Leber, aber dünner und schwächer. - (hi)

Krankheit, göttliche  (2) Hier sollt ihr erfahren, daß der Götze Mohammed aus Arabien stammte. Und er war ein armer Mann in dienender Stellung und reiste mit Kaufleuten und brachte ihnen gegen Lohn ihre Waren nach Ägypten. Und zu dieser Zeit war Ägypten vollständig christlich, wie auch die Wüste Arabien. Nun gab es dort an einer sehr versteckten Stelle eine Burg; und die hatte eine kleine Tür, so daß man kaum hineinkommen konnte.

Und da ging Mohammed hinein. Und die Tür wurde weiter und größer; und das brachte er durch Zauberei zuwege. Und das war das erste Wunderzeichen, das unter den Heiden geschah. Danach wurde Mohammed reich und klug. Und er wurde der Verwalter des Landes und des Königs von Corodam und söhnte das Land aus. Dann starb der König des Landes. Da nahm die Königin ihn zum Mann. Nun hatte Mohammed die Fallsucht, so daß er sehr oft fiel; und da tat es der Frau leid, daß sie ihn genommen hatte. Da ließ er die Frau wissen, der Engel Gabriel rede mit ihm, und wenn er ihn sehe, müsse er infolge der Schönheit und des Glanzes, die der Engel besitze, zu Boden fallen. Deshalb sagen die Heiden, daß Mohammed oft mit dem Engel redete, als Mohammed Herrscher in Arabien war.   - Das Reisebuch des Ritters John Mandeville. Frankfurt am Main 1989 (zuerst ca. 1360)

Krankheit, göttliche  (3)

Krankheit, göttliche  (4)

Ja, oft stürzt urplötzlich ein Mensch wie vom Blitze getroffen,
Wenn ihn die Krankheit packt, vor unseren Augen zu Boden;
Schaum tritt ihm vor den Mund, tief stöhnt er, ihm zittern die Glieder;
Ohne Bewußtsein, die Muskeln gespannt wie gefoltert, so keucht er
Ungleichmäßig und schleudert die Glieder, bis daß er ermattet.
Weil durch der Krankheit Kraft sich die Seele zerstreut in den Gliedern,
Wird sie in Aufruhr versetzt und schäumet empor wie die Wogen,
Die in dem salzigen Meere des Sturmwinds Wüten emporpeitscht.
Ferner das Stöhnen entringt sich der Brust, weil die Glieder von Schmerzen
Werden ergriffen und dann überhaupt, weil die Stimmelemente
Ausgepreßt und im Munde geballt sind nach außen entladen,
Wo ihr Weg ist gebahnt und wo sie es gleichsam gewöhnt sind.
Ferner, Bewußtsein fehlt, weil die Kraft des Geists und der Seele
In Verwirrung gerat und weit auseinander gerissen
Durch das nämliche Gift, wie ich zeigte, vertrackt und getrennt wird.
Sind dann der Krankheit Quellen versiegt und die ätzenden Säfte,
Welche den Körper verseuchten, zurück in den Winkel gekrochen,
Dann erhebt sich der Kranke zuerst wie im Taumel, und mählich
Kehrt die Besinnung ihm wieder zurück und die volle Beseelung.
Wenn nun im Körper bereits solch Leiden die Kräfte der Seele
Zur Erschütterung bringt und erbärmlich zersplittert und abquält,
Weshalb soll sie denn ohne den Leib und frei in den Lüften
Mit den gewaltigen Winden ihr Leben zu fristen vermögen? 

- (luk)

Krankheit, physische
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Epilepsie Fallsucht