Krankenbesuch  Von jeher fuhr, so scheu er im Schweigen dastand, Mut und Feuer in ihn, sobald er zum Sprechen gelangte. Ja, wagte er sich nicht einmal an etwas noch Kühneres? Nahm er nicht an einem Nachmittage, wo sein Vater nicht zu Hause war, ein Gesangbuch und ging damit zu einer steinalten Frau, die jahrelang gichtbrüchig darniederlag und stellte sich vor ihr Bette als sei er ein erwachsener Pfarrer und mache seinen Krankenbesuch und hob an, ihr aus den Liedern Sachdienliches vorzulesen? Aber er wurde bald unterbrochen von dem Weinen und Schluchzen, mit welchem nicht etwan die alte Frau das Gesangbuch anhörte - diese ließ sich kalt auf nichts ein — sondern er selber.    - Jean Paul, Selberlebensbeschreibung

Krankenbesuch (2)  Manchmal, wenn Valerie geil war, blies sie mir einen, schluckte den Saft aber nicht. Ich sollte auf ihre freigelegten Brüste abspritzen. Einmal spritzte ich ihr in den Mund, aus purer Lust an der Übertretung, da biß sie zu, mußte gleichzeitig würgen, so daß der Biß erträglich blieb, aber schmerzhaft genug. Lange noch war mir unmöglich zu entscheiden, ob der Lustgewinn den Schmerz aufwog oder nicht. Ähnlich schwer einzuordnen war, inwiefern meine Krankenbesuche einem Pflicht- oder einem Schuldbewußtsein gehorchten.   - Helmut Krausser, Schweine und Elefanten. Reinbek bei Hamburg 1999
 
 

Kranke Besuch

 

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