rampf   Er spannte seine Zehenmuskeln, bis ein Krampf eintrat; der Schmerz nahm zu und er versuchte sich so auf ihn zu konzentrieren, daß er alles andere vergaß. Es war, als ob seine Zehen auseinanderbrechen wollten und jetzt ergriff der Krampf auch seine Füße, dann die Waden und immer noch entspannte er seine Muskeln nicht — bis der Schmerz unerträglich wurde und er schreien wollte; erst dann gab er nach, doch der Krampf hielt an und er mußte seine gesamte Willenskraft aufbieten, um eine Lockerung zu erreichen, ehe der Schmerz ihn tötete. Seine Waden taten immer noch weh, obwohl der Krampf begann sich zu lösen, doch in den Füßen hatte er ein Gefühl, als würden sie sich durchbiegen und Spann und Zehen ein umgekehrtes V bilden, wobei er zu spüren glaubte, daß die Zehen abbrächen. Da er die Kiefer wieder aufeinanderpreßte, fingen Ohren und Hals erneut an zu schmerzen, doch eines war erreicht: er spürte weder Übelkeit noch Ekel mehr, weder den Druck in der Kehle noch den Gallegeschmack - Ohren und Hals schmerzten, doch er war sich dessen nur vage bewußt. Seine Waden lockerten sich noch ein wenig mehr und allmählich gaben die Muskeln nach, bis seine Füße und dann die Zehen begannen, sich zu strecken, dann wurde er sich des Schmerzes in seinen Kiefern bewußt, dann ließen auch die langsam nach und endlich waren Krämpfe und Schmerzen vorbei und er lockerte seinen Griff um das Kissen ein wenig und lag da, entkräftet und schwitzend und verspürte im Augenblick nichts als Schwäche.   - Hubert Selby, Letzte Ausfahrt Brooklyn. Reinbek bei Hamburg. 1989 (zuerst 1957)
 
 

Kraft Schmerz Starre

 

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