Krakenfütterung    Das Vorderende des Tentakels ist jetzt eingerollt wie ein Elefantenrüssel, was anscheinend seine Fütterstellung ist.

„Geben Sie ihm eine Erdnuss!", flüstert Nadine mir eindringlich zu.

Ich durchwühle meine Taschen.

„Ich habe keine Erdnüsse. Ich habe nur Ritz-Cracker."

„Geben Sie ihm eine Erdnuss", krächzt Jeremy Armstrong.

„Wir müssen ihm eine Erdnuss geben!", ruft Nadine.

„Was passiert sonst?"

„Ich weiß es nicht, aber etwas ziemlich Schlimmes."

Langsam wird mir klar, was los ist. Armstrong ist

noch in einer tranceartigen Starre , aber der Tentakel wird ein bisschen ungeduldig und wedelt mit ordentlich Karacho herum.

„Holen Sie den Butler", flüstere ich Nadine zu.

Sie reicht über das Sofa und zieht an der Klingel. In dem Moment fällt Armstrong vom Stuhl und krümmt sich auf dem Boden zusammen, während der Krakenarm ihm dabei anscheinend über die Haare streicht.

„Verdammt!", sagt Nadine.

„Was ist?"

„Ich hab ganz vergessen, dass der Butler tot ist."

„Es muss doch noch andere Bedienstete geben", sage ich.

Ja!"

Sie drückt auf einen kleinen Knopf am Fuß einer Tischlampe, woraufhin eine runde Anzeige aufleuchtet, auf der von links nach rechts zu lesen ist: Butler, Zimmermädchen oben, Zimmermädchen unten, Chauffeur, Gärtner, WUdbüter, Koch, Anwalt.

„Wer könnte Erdnüsse haben?", fragt sie.

„Gebt ihm eine Erdnuss", ächzt Armstrong.

„Versuchen Sie's beim Koch", sage ich.

Sie dreht das Gerät auf Koch und drückt einen Knopf.

Der Tentakel fängt jetzt an, Armstrong an den Haaren zu ziehen, was diesen schaudern lässt.

Der Koch kommt mit verschlafenem Blick zur Tür herein und hält dabei mit einer Hand seine Pyjamahose fest.

„Sie, bringen Sie mir auf der Stelle eine Tüte gesalzene Erdnüsse", kreischt Nadine, die kurz vor dem Nervenzusammenbruch steht.

Der Koch rennt aus dem Zimmer, und ich stehe auf, um aufzupassen, dass er wirklich Erdnüsse holt, aber im nächsten Augenblick ist er schon zurück, ich reiße ihm die Packung aus der Hand, und Nadine schnappt sie sich von mir. Gerade bohrt der Krakenarm Armstrong in der Nase, was ziemlich eklig ist. Nadine reißt das Zellophanpapier ab und den Karton auf, pult eine Erdnuss heraus, knackt die Schale und zieht eine einzelne Erdnuss hervor, die sie halbiert und dem Tentakel hinhält. Der Tentakel schnuppert einen Moment daran, greift dann vorsichtig danach und steckt sie Armstrong ins Ohr. Dann rollt sich der Arm - jedenfalls so weit es der Platz erlaubt - in Armstrongs Ohrmuschel zusammen und scheint einzuschlafen, was auch der Rest von Armstrong tut, begleitet von sehr lauten Schnarchlauten.  - Stanley Crawford, Gascoyne. München 2018

Kraken Fütterung

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