Kosmetik   Obwohl die Griechen ein natürliches Aussehen priesen und den Gebrauch der meisten Kosmetika verschmähten, benutzten sie Rouge, um ihre Wangen zu färben. Griechische Kurtisanen verstärkten die Röte des Rouges, indem sie das Gesicht mit weißem Puder grundierten. Die großen Mengen Blei in diesem Pulver, mit dem sich in den nächsten 2000 Jahren die Frauen Europas Gesicht, Hals und Brustansatz weiß puderten, zerstörten mit der Zeit ihr Äußeres und führten in zahlreichen Fällen zu einem frühen Tod.

Im 18. Jahrhundert gab es in Europa ein Produkt aus Arsen, das sogar eingenommen wurde, um der Haut eine vornehme Blässe zu verleihen. Es wirkte tatsächlich — indem es das Blut vergiftete, so daß es den Organen weniger rote Blutkörperchen und weniger Sauerstoff zuführte.

Griechen und Römer hatten schon eine Arsenverbindung als Haarentfernungsmittel benutzt, Auripigment, das gleichermaßen schädlich war.

Rouge war mindestens ebenso gesundheitsgefährdend. Zu seiner Herstellung wurde ein Grundstoff aus an sich harmlosen pflanzlichen Substanzen wie Maulbeeren und Seetang mit Zinnober versetzt, einem giltigen roten Quecksilbersulfid. Jahrhundertelang diente dieselbe rote Paste dazu, die Lippen zu färben, von wo die Partikel noch leichter in den Magen gelangten und dort ihre heimtückische Wirkung entfalten konnten. Wenn sie sich erst einmal im Blutkreislauf einer werdenden Mutter befinden, sind Blei, Arsen und Quecksilber besonders für den Fötus bedrohlich. Man kann unmöglich abschätzen, wie viele Fehl-, Tot- und Mißgeburten die Folge dieser althergebrachten Verschönerungspraktiken waren — zumal es in frühen Gesellschaften üblich war, mißgeborene Kinder gleich nach der Geburt auszusetzen.   - (pan)

Kossmetik (2)  Er sah, daß die Tür zum Präparierraum offenstand und Licht darin an war, und dann entdeckte er Helene, die der Stimme von Leo lauschte.

»Nein, das geht durch die Arterien, es heißt Permaglo und ersetzt das Blut. Durch diese Hohlnadel injiziere ich die Flüssigkeit in die Adern. Es ist ein Präparat, das ich auch für die Organe verwende, damit sie fest werden.«

Auf dem Tisch vor Leo lag eine Leiche. Soweit er erkennen konnte, ein Mann. Helene stand in ihrem schwarzen Kleid am oberen Ende des Tisches und sah zu.

»Man füllt auch etwas davon in die Mundhöhle, dann fallen die Backen nicht so zusammen.«

»Faszinierend«, sagte Helene.

»Sehen Sie das hier? Diesen Aufsatz?«

»Oh, ja, damit füllen Sie die Löcher aus.«

»Genau, dann braucht man nämlich Risse und Schnitte nicht mehr extra zu nähen. Das Ganze wird zum Schluß noch mit einem speziellen Wachs abgedeckt,«

Jack sagte: »Ich nehme an, daß noch niemand Kaffee gemacht hat.«

»Aha, da ist er ja«, sagte Leo. »Ich zeige deiner Freundin gerade, wie wir die Verblichenen präparieren.«

»Leo, das ist Helene.«

»Ja, wir haben einander schon bekannt gemacht.«

»Kaffee hat also keiner gemacht« sagte Jack, »und ich muß jetzt gehen.«

Helene sagte: »Ach, wie dumm. Ich wollte so gerne sehen, wie Sie sie kosmetisch bearbeiten.«

»Bleiben Sie nur hier«, sagte Leo. »Ich kann Sie später irgendwo absetzen. Bestimmt kein Problem.«

»Ich fahre nach Gulfport«, sagte Jack. Er marschierte davon. Helene fragte eben, was denn das da sei? Und Leo erzählte ihr, es seien Augendeckel, die man unter die Lider schiebe.   - Elmore Leonard, Banditen. München 1989

 

Täuschung

 

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