orbmacher  Ein großes Aushaltevermögen, Geduld und Fleiß, das hatte ich gewiß von Mutterseite her. Mein Großvater war in Finsterwalde Korbmacher gewesen; davon kamen eine gewisse Fähigkeit, bei der Sache zu bleiben, sich zu konzentrieren, wenn es nötig war, und eine Begabtheit in Handwerksdingen, ein Sinn für das Ornamentale — dafür, ein Bild gleichsam ineinanderzuflechten wie einen Korb. Vielleicht sind äußerlich alle meine Bilder Körbe. (Daß diese Körbe natürlich auch etwas in sich haben, ist eine andere Sache.) Ich denke heute, daß das Zeichnen viel mit dem ursprünglichen, dem Menschen angeborenen Sinn für Flechten und Weben gemein haben muß...

Eine Lust an der Welt hatte ich aber auch ererbt, an reichlichem Essen und Trinken. Dies war natürlich einfach ein deutscher Zug. Was das Trinken betrifft, so erinnere ich mich an einen Onkel, der auch Korbmacher war und von dem man sehr zurückhaltend erzählte, daß neben seinem Korbe schon am frühen Morgen eine mächtige Flasche mit Kornschnaps gestanden sei. Er wurde aber sehr alt, und als ich ihn mit vierundsiebzig beim Begräbnis meiner Tante wiedersah, war er ein feiner alter Mann, nicht im geringsten zittrig oder wunderlich. Und obzwar er von seinem fünfundsechzigsten Jahre an das Trinken fast ganz aufgegeben haben soll, rauchen tat er noch kräftig. - George Grosz, Ein kleines Ja und ein großes Nein. Sein Leben von ihm selbst erzählt. Reinbek bei Hamburg 1986, zuerst 1955

 

Handwerker Korb

 

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