Kopf, schöner   Von dem Kammerdiener Henriet wissen wir, daß Gilles sich in seiner Gegenwart rühmte, »mehr Vergnügen an der Ermordung von ... Kindern, am Anblick ihrer abgetrennten Häupter und Glieder, am Anblick ihres Verendens und ihres Blutes als an ihrer fleischlichen Erkenntnis« zu haben. Als Vorläufer des Marquis de Sade formulierte er damit das Prinzip der im Laster verstockten Wüstlinge.

Was wir über das Aussuchen der »schönsten Köpfe« wissen, läßt uns irre werden. Wir erfahren es von dem Ungeheuer selbst: Wenn die Kinder schließlich tot da lagen, umarmte er sie, »und die, deren Köpfe und Glieder am schönsten waren, gab er seinen Kumpanen zu betrachten; er ließ ihre Körper grausam öffnen und ergötzte sich am Anblick ihrer inneren Organe«. Auch Henriet, derjenige von den beiden Kammerdienern, der darüber in der peinlichsten Ausführlichkeit berichtet, läßt diesen wahnwitzigen Punkt nicht aus. Nach seinen Angaben »ergötzte sich« Gilles bei der Betrachtung der abgeschlagenen Köpfe und zeigte sie ihm, dem Zeugen, und fitienne Corrillaut..., »wobei er sie fragte, welcher der besagten Köpfe der schönste von denen sei, die er ihnen zeigte, der gerade abgeschlagene Kopf oder der von gestern oder ein anderer von vorgestern, und oft küßte er den Kopf, der ihm am meisten gefiel, und erfreute sich daran«. In den Augen von Gilles war die Menschheit nur ein Rohstoff chaotischer Wollust. Und dieser Rohstoff stand ihm völlig souverän zur Verfügung und hatte einzig den Sinn, ihm wüste Vergnügungen zu ermöglichen.  - Georges Bataille, Gilles de Rais. Frankfurt/Main, Berlin, Wien 1975 (zuerst 1965)

 

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