Kopf, abgesägter  Ich zog einen Müllbeutel aus der Tasche und versuchte nicht hinzuschauen, als ich den Kopf hineinsteckte. Er war viel leichter, als ich erwartet hatte. Ich dachte, er wäre schwer wie eine Bowlingkugel, aber es fühlte sich eher so an, als würde ich eine große Honigmelone tragen.

Überall war Blut, aber zum Glück war mir nichts auf die Kleider gespritzt. Nur an meinem Gips war ein kleiner Fleck, aber um den würde ich mich später kümmern müssen.

Ich zog einen zweiten Beutel über den Kopf und die blutigen Handschuhe und steckte die Säge wieder in meine Aktentasche. Dann trug ich Beutel und Aktentasche vom Parkplatz und ging zurück zur U-Bahn.

Es begeisterte mich nicht gerade, mit dem Kopf in der U-Bahn herumfahren zu müssen, aber ich mußte ihn schließlich irgendwie loswerden - denn das tat auch der Serienmörder -, und ich wußte, am besten wäre es, ihn möglichst weit vom Tatort fortzubringen. Ich hatte mir gedacht, daß sich der Harlem River dafür eignen würde, und fuhr mit der Nummer l nach  Uptown.

Der Zug war ziemlich leer, und niemand schien auf mich  zu achten. Ich gab mir Mühe, nicht nervös dreinzuschauen, obwohl ich innerlich vor lauter Aufregung ein Wrack war. Die Bedeutung dessen, was ich getan hatte und was ich auf meinem Schoß hielt, traf mich wie ein Schock. Ich hatte Angst, verrückt zu werden, mich um keinen Deut mehr vom Serienmörder zu unterscheiden, der herumlief und Prostituierte umbrachte. Ich dachte an die Ereignisse des letzten Monats, die mich an diesen Tiefpunkt meines Lebens geführt hatten, und fragte mich, warum es soweit gekommen war. Ich fand, daß alles mit der Entlassung von Smythe & O'Greeley angefangen hatte und damit, daß ich eine Stelle als Telefonverkäufer annehmen mußte. Wäre ich in der Werbebranche geblieben, wäre alles ganz anders gekommen.

Als ich aufblickte, sah ich eine Frau vor mir, die mich anschaute. Ich fragte mich schon, ob ich laut mit mir selbst geredet hatte, als ich merkte, daß mir die Frau irgendwie bekannt vorkam, nur wußte ich nicht, woher ich sie kannte. Dann fiel es mir wieder ein. Vor mir stand Lisa, die Frau, die ich an jenem Abend damals in der Bar getroffen hatte.   - Jason Starr, Top Job. München 2006 (SZ Kriminalbibliothek 31

 

Kopf Säge

 

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