ontaktscheu   In Philadelphia kam ich zum erstenmal für längere Zeit mit Negern in Berührung. Alle Domestiken meines Hotels waren Farbige. Ich vermag Dir kaum den peinlichen Eindruck zu schildern, den sie auf mich machten. Dies gilt um so mehr, als das Gefühl, welches sie in mir auslösten, allen unseren Vorstellungen von der Brüderlichkeit der Menschen und von ihrer gemeinsamen Abstammung aus einem einzigen Ursprung direkt widersprach. Doch die Wahrheit geht mir über alles. Dennoch überkam mich ein Gefühl des Erbarmens beim Anblick dieser erniedrigten und degenerierten Rasse. Ihr Schicksal weckte Mitleid in mir bei dem Gedanken, daß es sich bei ihnen wirklich um Menschen handelt. Dennoch ist es mir unmöglich, das Gefühl zu unterdrücken, daß sie nicht von gleichem Blut sind wie wir. Beim Anblick ihrer schwarzen Gesichter mit ihren dicken Lippen und grimassierenden Zähnen, der Wolle auf ihrem Kopf, ihrer gebeugten Knie, ihrer langen Hände, ihrer großen, gebogenen Fingernägel und insbesondere der lividen Farbe ihrer Handinnenfläche konnte ich nicht den Blick von ihnen wenden, um ihnen zu sagen, daß sie sich von mir fernhalten sollten. Und wenn sich ihre abscheulichen Hände meinem Teller näherten, um mich zu bedienen, dann wünschte ich mir, ich könnte woanders ein trockenes Stück Brot essen, statt unter solcher Bedienung zu dinieren. Welch ein Unglück für die weiße Rasse, daß sie in manchen Ländern ihr Schicksal so eng mit dem der Neger verbunden hat! Gott bewahre uns vor derartigen Kontakten!   - Louis Agassiz, nach: Stephen Jay Gould, Der Daumen des Panda. Betrachtungen zur Naturgeschichte. Basel u.a. 1987
 
 

Kontakt Scheu

 

  Oberbegriffe
zurück 

.. im Thesaurus ...

weiter im Text 
Unterbegriffe

 

Verwandte Begriffe
Synonyme