Kontakt, ungeschützter  Ich war tief erschüttert, als ich kürzlich in einer von einem ausländischen Ethnologen veröffentlichten Schrift den Bericht seiner Begegnung mit denselben Eingeborenen las, deren Leben ich zehn Jahre zuvor in Utiarity geteilt hatte, Als er sich im Jahre 1949 dorthin begab, fand er zwei Missionen vor: die bereits erwähnten Jesuiten sowie protestantische Missionare aus Amerika. Die Gruppe der Eingeborenen bestand nur noch aus achtzehn Mitgliedern, über die der Autor folgendes berichtet:

»Von allen Indianern, die ich im Mato Grosso gesehen habe, war diese Horde die allerarmseligste. Von den acht Männern war einer ein Syphilitiker, ein anderer hatte eine Entzündung an der Hüfte, ein dritter eine Verwundung am Fuß, ein vierter war von oben bis unten von einer Hautkrankheit befallen, und ein fünfter war taubstumm. Die Frauen und Kinder dagegen schienen gesund zu sein. Da sie keine Hängematte benutzen, sondern auf dem Boden schlafen, sind sie immer mit Erde beschmutzt. In kalten Nächten zerstreuen sie das Feuer und legen sich in die warme Asche . . . Kleider tragen sie nur, wenn die Missionare sie ihnen geben und ausdrücklich verlangen, sie anzuziehen. Da sie eine Abneigung gegen das Baden empfinden, bildet sich nicht nur ein Schorf aus Staub und Asche auf ihrer Haut und ihren Haaren, sie sind auch mit verfaulten Fleisch- oder Fischresten verklebt, deren Geruch sich mit dem von saurem Schweiß vermischt, so daß ihre Nähe unerträglich wird. Sie scheinen unter Darmparasiten zu leiden, denn ihr Bauch ist aufgedunsen, und sie geben dauernd Winde von sich. Mehrmals mußte ich, wenn ich mit den Eingeborenen in einem engen Raum arbeitete, meine Arbeit unterbrechen, um zu lüften.

Die Nambikwara . . . sind mürrisch und unhöflich bis zur Grobheit. Wenn ich Julio in seinem Lager besuchte, fand ich ihn häufig am Feuer ausgestreckt; aber wenn er mich kommen sah, kehrte er mir den Rücken zu und erklärte, daß er nicht mit mir sprechen wolle. Die Missionare haben mir erzählt, daß ein Nambikwara zwar mehrere Male um einen Gegenstand bitten, aber wenn man ihn nicht freiwillig hergibt, versuchen wird, ihn zu stehlen. Um die Indianer am Eintreten in die Mission zu hindern, ließen sie zuweilen die Blätterwand herunter, die als Tür diente; aber wenn ein Nambikwara eindringen wollte, riß er diesen Zaun einfach nieder, um sich einen Weg zu bahnen.

Man braucht sich nicht lange bei den Nambikwara aufzuhalten, um ihren tiefen Haß, ihr Mißtrauen und ihre Verzweiflung zu erkennen, die den Beobachter in einen Zustand der Niedergeschlagenheit stürzen, In dem freilich Sympathie nicht ganz fehlt.«  

 - K. Oberg, nach (str2)

 

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