onservatismus  Pferde sind bisweilen arg konservativ. Wenn es nach ihnen ginge, müsste ringsum alles beim Alten bleiben. Wird ein neuer Briefkasten aufgehängt oder ein Sonnenschirm aufgespannt, so verharren sie mitunter wie angewurzelt, äugen und schnauben, spitzen die Ohren und machen dann einen Bogen um das verdächtige Objekt. Stephen Budiansky weiß aus leidvoller Erfahrung, was ihn am Tag der Müllabfuhr erwartet, "wenn an den Einmündungen der diversen Zufahrtswege die Mülltonnen auftauchen und mein Reittier im Schlingerkurs mal auf die eine Straßenseite, mal auf die andere Straßenseite ausweicht".

Solch ein Ausritt kostet Nerven. Doch ist das Pferd deshalb ein dummes Tier? Ganz im Gegenteil, meint der Autor. Schließlich muss es über seine Umgebung genau im Bilde sein und unzählige Details in seinem Gedächtnis gespeichert haben sonst könnte es nicht an Kleinigkeiten Anstoß nehmen. Für diese an sich beachtliche Leistung erntet es wenig Anerkennung. - Dietmut Klärner, SZ (Literaturbeilage) 17. März 2003

Konservatismus (2)  Die linke Hemisphäre habe die Aufgabe, aus der Überfülle an Informationen, die ständig in das Gehirn einströmten, die sinnvollen Reize auszuwählen und aus ihnen ein konsistentes Bild der Außenwelt zu konstruieren. «Der Job der linken Seite besteht darin, ein Modell der Wirklichkeit zu erschaffen und dieses möglichst aufrechtzuerhalten, während die rechte Seite die Aufgabe hat, Abweichungen von diesem Bild aufzuspüren. Wenn diese Anomalien eine bestimmte Schwelle überschreiten, zwingt die rechte Hemisphäre die linke, ihr Modell aufzugeben und von vorn anzufangen. Die linke dagegen versucht, an ihrem Bild festzuhalten.» Vom Standpunkt des Gehirns aus gesehen, so glaubt Ramachandran, sei dieses Vorgehen höchst sinnvoll: «Solche Abwehrmechanismen verhindern, daß das Gehirn von unwichtigen Eindrücken in die Irre geführt wird.» - (kopf) 

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