onsequenz
Hitler ist bei aller Dämonie, allem irrationalen Sternenglauben in seiner
noch allzuwenig erforschten Gespaltenheit ein echtes Kind des naturwissenschaftlichen
Zeitalters: Darwinist, Determinist, Techniker und ‹eiskalter› Logiker obendrein.
In seinem Säuberungswahn glich er dem Hygieniker mit der DDT-Spritze, der alles
ausrottet, was seinem Begriff von lebenswürdig widerspricht. Weil er die Ausrottungschemie
gegen die Menschen selbst anwendete, hat sich die Erkenntnis noch nicht durchgesetzt,
daß er nur insofern den Rahmen westlichen Denkens und Handelns gesprengt hat,
als er die äußersten, die völlig ungehemmten Konsequenzen aus diesem Denken
zog — wie inzwischen alle, die bereit waren oder bereit sind, mit der Atomwaffe
oder dem Bakterienkrieg Großausrottung zu betreiben. Der tiefe Schrecken über
das, was er vollbrachte, verschließt noch unsere Augen vor der Tatsache, daß
HITLER die naturwissenschaftliche Logik — ob in der Menschenzüchtung, der Euthanasie
oder der Massenvernichtung — nur bis an ihr logisches Ende geführt hat. Vielleicht
ist auch unsere eigene Vorstellung nur zu stark dieser Denkweise unterworfen,
um uns die verhängnisvollen Zusammenhänge ganz erkennen zu lassen. - Margret Boveri, Der Verrat im XX. Jahrhundert.
Bd.4. Amerika - Verrat als Epidemie. Reinbek bei Hamburg 1960
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