ommunikation  Seit in den Köpfen festsaß, daß die Erde rund sei, hatte das Abenteuer Form angenommen, sie zu umrunden. Die Kontinentalmassen blockierten die reinen Orbitalkurse. Es mußten Kaps weit im Süden umschifft werden, und im Norden forderte die Suche nach den ›Passagen‹ zwischen Küsten und Eisrand viele Opfer. Auch Nansens Konzept war das einer Kreisbahn vom Osten der sibirischen Küste über den Pol in die Grönlandsee westlich Spitzbergen. Erst als die Eisdrift mit der »Fram« als Fracht nicht so nahe wie erwartet an den Nordpol herantrieb, entschloß er sich, auszusteigen und mit Hundeschlitten auf den Pol hin den Fußmarsch zu wagen. Immerhin erreichten sie den nördlichsten Punkt, zu dem Menschen jemals vorgedrungen waren, doch legte sich das Eis in Rinnen und Rücken ihnen in den Weg und zwang sie zur Umkehr und nochmaligen Überwinterung an unbekannter Küste ohne die Geborgenheit ihres Schiffes, das nach demselben Winter den Eisrand erreichte und zuletzt aus seinem Winterlager freigesprengt werden konnte. Nun bekam der Kreisbogen einen Schluß von spätzeitlicher Mythizität: Fast auf den Tag gleichzeitig trafen die beiden Gruppen der Expedition wieder in Norwegen ein und erreichten sich nun mühelos telegraphisch. Der Telegraph muß erwähnt werden, weil er daran erinnert, daß schon im Jahr nach Vollendung des »Fram«-Kreises Marconi den drahtlosen Funk aus den Versuchen von Heinrich Hertz entwickelte, der die Qualen der Odyssee von Verschollenen als fast überflüssige Verschärfung der Bedingungen dieser Expedition erscheinen läßt.

Aber wo wäre die mythische ›Bedeutsamkeit‹ dieses Kreisschlusses geblieben — wohl der letzten Odyssee heimwehleidender Männer und wartender Frauen —, wenn die autarke Stromversorgung nicht nur dem Licht, sondern auch dem Heimatanschluß hätte dienen können? Nicht einmal in der Astronautik gab es eine Wiederholung solcher Ausgeschlossenheit von der Welt, nur symbolisch für die wenigen Minuten beim Durchlaufen des Funkschattens hinter dem Mond und beim Wiedereintritt in die Erdatmosphäre. Es ist kein Raum mehr für Odysseen, für diese eine Art von mythischer Daseinsbewegung, in einer Welt, die sich selber unter dem Stichwort der allgegenwärtigen ›Kommunikation‹ versteht. Daher auch ihr Hunger nach Funksignalen von anderen Sternen. Sollte man dort etwa anderen Sinnes und Wesens sein, kein Bedürfnis haben, von sich erfahren zu lassen und von anderen erfahren zu wollen? - (blum2)

Kommunikation (2) Der peripathetische Telepathikus, Pe-Te genannt, ist ein Gerät, das zur Verständigung mit den vernunftbegabten Wesen anderer Planeten dient, das aber auch imstande ist, dank des hyperspatialen Anschlusses an den Univermantischen Supracereber, auf dem Aldebaran sämtliche Aufschriften in einhundertsechsundneunzigtausend galaktische Dialekte und Jargons zu übersetzen. Dieser Apparat unterscheidet sich, ebenso wie die anderen, insofern von den irdischen, als die Aldebaraner — das wird vom Jahre 2685 an bekannt sein — ihre Maschinen und Geräte nicht produzieren, sondern aus Samenkörnern oder Eiern ziehen, die entsprechend genetisch gesteuert werden.

Der peripathetische Telepathikus erinnert durch sein Äußeres, aber nicht nur durch sein Äußeres, an einen Skunk, denn er ist innen ganz mit fleischigen Zellen der Semantischen Erinnerung ausgefüllt und außerdem mit dem Trieb eines Alveolaren Translators sowie einer massiven Mnemonisch-Mnestischen Drüse ausgestattet. Darüber hinaus hat er vorn und hinten jeweils eine Eigentliche Luke (EL) seines Interglokokoms, das heißt des Interplanetaren Glossolalisch-Kohärent-Kontemplativen Kommunikators. - Stanislaw Lem, Invasion vom Aldebaran. Frankfurt am Main 1982 (st 806, zuerst 1959)

Kommunikation (3) Die körperliche Kommunikation, die man am besten versteht, ist die Trophallaxis. Eine Ameise zieht die Aufmerksamkeit eines Artgenossen auf sich, in dem sie mit den Fühlern oder den Vorderbeinen leicht dessen Körper klopft. Das heißt so viel wie: "Hallo, Du da!" Die so angesprochene Ameise wendet sich ihr zu und läßt sich von ihr ein paar Mal auf die Unterlippe klopfen. Dann würgt sie etwas Nahrung hervor. Während des Nahrungsaustausches bewegen beide Ameisen ihre Fühler nach einem komplizierten Muster, das — soweit wir wissen — keinerlei Bedeutung hat. - Michael Bremer, Handbuch zu: SimAnt, der Ameisenkolonie-Simulator. 1991 (Maxis)

Kommunikation (4)

- Apollonia Saintclair

Kommunikation (5) Es gibt Unterhaltungen, bei denen es in Anbetracht ihres Inhalts scheinen könnte, alles sei gesagt, nichts sei ausgelassen worden, was bei der betreffenden Gelegenheit gesagt werden mußte und sollte. Dennoch geschieht es häufig, daß eine solche Unterhaltung einen unbefriedigt läßt: gierig nach Austausch, hat man mit aller Aufrichtigkeit und aller Klugheit, derer man fähig war, gesprochen, während der Gesprächspartner seinerseits ebensoviel Klugheit und Aufrichtigkeit an den Tag legte, wie sie die eigenen Beiträge auszeichneten; dennoch ist nichts passiert, nichts ist herübergekommen, man selber und vermutlich auch der andere blieben jeweils bei sich selbst, sogar wenn beide Seiten völlige Übereinstimmung festgestellt oder erreicht haben. Woran hat es also gemangelt, daß der Funke nicht übersprang und die beiden Pole verband? Vielleicht ist es der Ton, der Akzent, die Modulation, die kleine Geste oder das fast unmerkliche Mienenspiel, kurzum ein unwägbares Moment, das aber schwerer wiegt als der Inhalt des Diskurses, das selbst noch bei der banalsten Unterhaltung ein Einverständnis spüren lassen kann ... Die Kommunikation ist kein Tauschhandel (keine Angelegenheit von Gabe und Gegengabe oder des do ut des), sondern eine Situation, in der man sich in der gleichen Schwingung befindet und gegenseitig aufeinander - auch wenn es nicht um eine gewichtige Diskussion oder eine denkwürdige Mitteilung geht - eine intime Resonanz ausübt.   - (leiris2)

Kommunikation (6)

- Oskar Pastior, An die neue Aubergine, nach  (pas)

Geselligkeit Verbindung Handeln Machtmittel
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