Körperstimme   In Gedanken versunken bleibt sie ausgestreckt auf einem Bett, und plötzlich beginnt das Innere ihres Körpers deutlich auf die Fragen zu antworten, die sie sich stellt.

Dieser Eindruck ist so überraschend für sie, daß sie die Freunde fragt, ob ein Mikrophon in diesem Bett eingebaut ist, das diese hellen und dunklen Töne, die fast kurzen Worten gleichen, erzeugt.

Diese vagen Töne in ihrem Körper werden in dieser Nacht zur verständlichen Sprache. Die Stimme eines Dichters, den sie kennt und verehrt, spricht in der Tiefe ihres eigenen Bauches ein Anagramm, das sie aus einem Satz gemacht hat, den sie in einem der Bücher dieses Dichters fand. Dieser Satz heißt: Und scheert ihr Rosenbärtlein ab.

Mit tiefer, unendlich beruhigender Stimme spricht er dieses Anagramm:

Tristan neben Isolde. Herber Rauch
irrt über das harte Leben. In schon
bleiche Birne aus sternroter Hand
bau'n die Lerchen ihr Nest. Aber rot -
rebenrot schneit es Baldrian-Ruhe.

Und es erscheint plötzlich - wie zum Gruße - die lange, wohlbekannt Nase dieses Dichters auf ihrem Kopfkissen. Das ist wie eine dieser unglaublichen Nasen, die sie in dem japanischen Gespensterbuch bewundert hat.  - Unica Zürn, Der Mann im Jasmin. Frankfurt am Main - Berlin  1977

 

Körper Stimme

 

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