örperbeherrschung Murphy
hatte vor kurzem in Cork unter einem Mann namens Neary studiert. Dieser Mann
konnte damals sozusagen nach Belieben sein Herz anhalten und es innerhalb gewisser
Grenzen ebenso lange stillstehen lassen, wie es ihm beliebte. Von dieser seltenen,
nach jahrelangen Bemühungen irgendwo nördlich von Nerbudda erworbenen Fähigkeit
machte er nur geringen Gebrauch, da er sie für ganz unerträgliche Situationen
parat hielt, zum Beispiel wenn er einen Drink brauchte und nichts kriegen konnte,
oder, wenn er unglücklicherweise in eine Gruppe von Gälen geraten war, ohne
sich retten zu können, oder, wenn er die Qualen einer nicht zu befriedigenden
sexuellen Neigung verspürte. -
(mur)
Körperbeherrschung (2) Man
hat recht, die ungezogene Frechheit dieses Gliedes
zu rügen, das sich oft zur Unzeit vordrängt,
wenn wir keinen Gebrauch dafür haben, und ebenso unzeitig versagt, wenn wir
seiner am meisten bedürfen, und so vorlaut unserem Willen die Herrschaft streitig
macht und mit so viel Trotz und Eigensinn unseres innerlichen wie unseres handgreiflichen
Andringens spottet. Wenn indessen seine Unbotmäßigkeit getadelt und daraus der
Schuldbeweis für seine Aburteilung gezogen werden sollte, und es hätte mich
als Anwalt seiner Sache gedungen: so möchte ich wohl unsere ändern Glieder,
seine Spießgesellen, in Verdacht bringen, daß sie ihm aus gelbem Neide über
die Gewichtigkeit und Lieblichkeit seiner Dienste diesen aufgelegten Streit
vom Zaun gebrochen und sich verschworen haben könnten, die Welt gegen es aufzubringen,
indem sie ihm arglistig ihrer aller Fehler aufbürdeten. Denn ich gebe euch zu
bedenken, ob es wohl einen einzigen Teil unseres Körpers gibt, der nicht oft
unserem Willen seinen Dienst versagt, und der ihn statt dessen nicht oft wider
unseren Willen verrichtet? Sie haben alle ihre eigenen Triebe, die sie ohne
unser Einvernehmen aufwecken oder einschläfern. Wie oft enthüllen die unwillkürlichen
Bewegungen unserer Gesichtsziige die Gedanken, die wir geheim hielten, und verraten
uns den Anwesenden! Diese gleiche Ursache, die dieses Glied rege macht, belebt
auch ohne unser Wissen das Herz, die Lungen und den Puls: der Anblick eines
anmutigen Wesens verbreitet unmerklich in uns die Flamme einer fieberhaften
Bewegung. Sind es nur diese Muskeln und diese Blutgefäße, die sich ohne Geheiß
nicht allein unseres Willens, sondern selbst unserer Gedanken aufrichten und
niederlegen ? Wir gebieten unserem Haar nicht, sich zu sträuben; noch unserer
Haut, vor Furcht oder Begierde zu schaudern. Die Hand fährt oft da hin, wo wir
sie nicht hinbefehlen. Die Zunge erstarrt und die Stimme erstirbt, wenn sie
will. Selbst dann, wenn wir nichts zu beißen haben und es ihr gern verbieten
möchten, läßt es sich die Eß- und Trinklust nicht verwehren, die ihr zuständigen
Eingeweide aufzuwiegeln, nicht mehr und nicht weniger als jenes andere Gelüsten,
und ebenso verläßt sie uns zur Unzeit, wann es ihr gefällt. Die Organe, die
zur Entladung des Bauches dienen, erweitern sich und ziehen sich zusammen nach
eigenem Gutdünken, ohne und wider unsere Vorschrift, so gut wie jene, die zur
Entleerung der Nieren bestimmt sind. Und was der heilige Augustin
anführt, um die unbegrenzte Herrschaft unseres Willens zu erhärten, daß er nämlich
jemand gesehen habe, der seinem Hintern gebieten konnte, so oft zu erbrausen,
als er es verlangte, und was Vives, sein Kommentator, mit einem ändern Exempel
aus seiner Zeit übertrumpft, von Farzen, die orgelgleich auf den Ton der Strophen
abgestimmt waren, die man ihnen angab, setzt ebensowenig einen unbedingten Gehorsam
dieses Körperteils voraus: denn gibt es in der Regel wohl einen vorlauteren
und radaulustigeren? Hinzugenommen, daß ich einen so ungebärdigen und widerspenstigen
kenne, daß er seinen Herrn seit vierzig Jahren her in einem Atem mit unablässigem
und gnadenlosem Zwang erdröhnen läßt und ihn so ins Grab bringt. Und gefiele
es Gott, ich wüßte es nur aus Geschichten, wie oft unser Bauch um der Verklemmung
eines einzigen Blasens willen uns bis an die Pforten eines sehr qualvollen Todes
führt; und daß uns der Kaiser, der uns die Freiheit verlieh, allenthalben unsern
Wind fahren zu lassen, doch auch das Vermögen dazu gegeben hätte. - (
mon
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