önig Lear  Ich bin  zwei Tage lang zermalmt worden von einer Shakespeareszene (die 1. vom III. Akt in König Lear). Dieser Mann macht mich wahnsinnig. Mehr als je kommen mir alle anderen neben ihm wie Kinder vor. In dieser Szene verlieren alle am tiefsten Punkt ihres Elends und in einem vollständigen Paroxysmus des Seins den Kopf und werden wahnsinnig. Es gibt drei verschiedene Arten von Wahnsinn darin, die gleichzeitig heulen, während der Narr Späße macht, der Regen fällt und der Blitz zuckt. Ein junger Herr, den man am Anfang reich und schön erlebt hat, sagt folgendes: »Ah, ich habe die Weiber gekannt«, usw-. »Ich wurde von ihnen zugrunde gerichtet. Hüte dich vor dem Rascheln ihrer Kleider und dem Knistern ihrer seidenen Schuhe« usw. Ah, französische Dichtung, was für ein dünnes Wasser Du dagegen bist! Wenn ich daran denke, daß man sich noch an die Büsten hält! an Racine! an Corneille! an die anderen geistreichen, todlangweiligen Leute! Das läßt mich vor Wut schnauben! Ich möchte (noch ein Zitat des Alten) »sie in einem Mörser zerstampfen und mit den Resten die Wände der Latrinen streichen«. Das hat mich erschüttert. Ich dachte nur noch an diese Szene im Wald, wo man die Wölfe heulen hört und der alte Lear im Regen weint und sich im Wind den Bart ausreißt.  - (flb)
 
 

König

 

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