Köderhund   Corfo getraut sich nicht mehr aus der Wohnung zu gehen oder auch nur aus dem Fenster zu schauen, selbst eine offene Truhe oder ein Schrank wecken sein instinktives Mißtrauen. Er hat sich fünf junge Hunde zugelegt: einen Spaniel, einen Terrier und drei Spitz-Mischlinge; ehe er nun von einem Zimmer ins andere geht, jagt er einen der Hunde, oder auch zwei oder drei, mit einem Stock oder einem Besen hinein. Verschwindet einer der Hunde, oder gar alle, schließt Corfo eilig die Tür und verläßt bis zum nächsten Morgen nicht mehr das Zimmer. Bis jetzt ist nur ein einziger Hund, der Spaniel, für immer verschwunden, in der Abfallkammer. Der Foxterrier ist zwei Tage lang weggeblieben, aber allem Anschein nach hat er dabei nicht gelitten, vielleicht weil er ein großer Jäger von Mäusen und ähnlichem Geziefer ist. Einem der Mischlinge hingegen ist etwas Ungewöhnliches passiert: Er lief zufällig ins Badezimmer, als niemand ihn beobachtete, und eine Minute später brachte ihn die Hausmeisterin zurück, mit einem stinkenden Vogel im Maul. Nun hatte dieser Hund rechts ein halb weißes Auge, und als er zurückkam, befand sich das trübe Auge auf der linken Seite. Aber das Schlimme an diesen Köderhunden ist, daß sie alles beschmutzen; die Putzfrau will nichts mehr von ihnen wissen und die Hausmeisterin auch nicht. Ein anderer von den Mischlingen ist ein Weibchen und hat Junge bekommen, jedes mit einem anderen Fell.  - J. Rodolfo Wilcock, Das Stereoskop der Einzelgänger. Freiburg  1995 (zuerst 1972)
 
 

Hund Köder

 

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