Knoten, geschürzter Noch nie in seinem Leben hatte der junge Soldat eine nackte Frau gesehen. Er war in einer rein männlichen Umgebung aufgewachsen. Sein Vater, der eine kleine Farm mit einem einzigen Maulesel bestellte und sonntags in einer Sektenkirche predigte, hatte ihm erklärt, daß Frauen mit einer tödlichen ansteckenden Krankheit behaftet seien, durch welche die Männer blind, krüpplig und reif für die Hölle würden. Auch im Heer hatte er viel von dieser bösen Krankheit reden hören; und einmal im Monat wurde er sogar vom Arzt untersucht: ob er eine Frau berührt habe. Soldat Williams hatte seit seinem achten Jahre niemals bewußt ein weibliches Wesen berührt oder angeschaut oder angesprochen. - Carson McCullers, Spiegelbild im goldenen Auge. Zürich 1974 (zuerst 1941)

Knoten, geschürzter (2) Giovanni, der sich mit Studien der Kriegstaktik befaßte und — Gott schütze uns! — sich in der restlichen Zeit der Magie widmete, schien nichts zu bemerken. Doch Bucklige sind genauso pervers, wie sie eifersüchtig sind, und da er wußte, daß sich die beiden liebten, genoß er es, sie leiden zu sehen. Dieses gefährliche Spiel reizte ihn wie stechender Schmerz und süße Lust zugleich, obwohl bereits feststand, daß sein Dolch das Spiel entscheiden sollte.

Als wäre er der Satan selbst, schürte er manchmal jene Folter von Ehre und Liebe mit den lockenden Versuchungen seines grauenvollen Kusses. Das dauerte zehn Jahre, und die Niedertracht wurde stark wie lange im Dunkel reifender Wein. - Leopoldo Lugones, Francesca. In: L. L., Die Salzsäule. Stuttgart 1984 (Die Bibliothek von Babel 15, Hg. Jorge Luis Borges)

Knoten Tragödie

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