niekehlen Ich
postierte mich in einer Ecke gegenüber dem Liebesnest. Ich wußte nicht, auf
was oder auf wen ich wartete. Nach einer Weile kam ein Mann heraus und ging
pfeifend fort. Ein zufriedener Kunde. Kurz daraufblieb ein anderer vor der Tür
stehen, die sich wie durch ein Wunder öffnete. Der neue Kunde hatte einen Koffer
bei sich. Ein Transvestit, der seine erotischen Accessoires mitbrachte. Davon
gibt es mehr, als man glaubt. Die Zeit verstrich. Vom Kirchturm schlug es halb
eins. Ich stand mir weiter die Beine in den Bauch. Da kam ein Auto die abschüssige
Straße hoch, hielt vor der Bücherei, Die Scheinwerfer waren ausgeschaltet, das
Nummernschild nicht beleuchtet. Niemand stieg aus. Drei Männer stürzten aus
dem Puff in den Wagen, der sofort losfuhr, blind, stumm. Mir schien, einer der
Männer war etwas blaß in den Kniekehlen. Die gestiefelten Damen in der Folterkammer
hatten die Peitsche wohl ganz schon kräftig geschwungen.
Kann schon mal vorkommen. Ich gähnte. Nichts für Nestor. Jedenfalls nicht auf
den ersten Blick. Er konnte also genausogut schlafen gehen. Pfeife rauchend
und grübelnd ging ich zu Fuß in Richtung Büro. Dort legte ich mich aufs Sofa.
Bevor ich einschlief, kombinierte ich noch ein wenig. - Léo Malet, Stoff
für viele Leichen. Reinbek bei Hamburg 1989 (zuerst 1982)
Kniekehle (2)
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