neten  Nach dem Essen in einem Selbstbedienungsrestaurant stürzten sie in das erstbeste Nonstopkino, das sie fanden. Während des Dokumentarfilms fühlte er, wie sich das Bein seiner Nachbarin langsam gegen seines schmiegte. Er mußte also etwas unternehmen! Er konnte sich nicht entschließen, und doch wußte er, daß er nicht untätig bleiben konnte. Er legte ihr seinen Arm um die Schulter. Sie reagierte nicht darauf. Aber nach einer Weile bekam er einen Muskelkrampf. Er befand sich gerade in dieser ungemütlichen Lage, als das Pausenlicht anging. Er wagte nicht, Stella anzuschauen. Sie schmiegte ihren Schenkel noch enger an sein Bein.

Sobald es wieder dunkel geworden war, zog er seinen Arm von ihrer Schulter weg und legte ihn um ihre Taille. Seine Fingerspitzen berührten die Wölbung der Brust, dieser Brust, die er vorhin noch den grünen Pullover straffen sah. Sie wies ihn nicht zurück. Seine Hand bewegte sich unter dem Pulli aufwärts, stieß an den Büstenhalter, und es gelang ihr, zwischen Brust und Nylonhülle hindurchzuschlüpfen. Unter seinem Zeigefinger spürte er die Größe der Brustwarze. Er setzte sie unter seinem Finger in kreisende Bewegung.

Stella keuchte leicht. Sie wand sich auf ihrem Platz hin und her, die Brüste sprengten befreit aus dem Büstenhalter, zart und weich. Er knetete sie krampfhaft.

Während er so beschäftigt war, dachte er wieder an Simone Choule. »Vielleicht stirbt sie gerade in dieser Sekunde?«

Doch sie sollte erst etwas später sterben, bei Sonnenuntergang.  - Roland Topor, Der Mieter. Zürich 1976 (detebe 20358, zuerst 1964)

Kneten (2) Ich betrachtete das Theater nicht als moralische Anstalt. Ich will niemanden überzeugen, niemanden zu irgend etwas aufrufen, keine Urteile deklamieren lassen und keine neue Ordnung ankündigen. Für mich sind die Zuschauer die Masse, die geknetet werden muß, das Kneten ist die Hauptsache, nicht wofür. Aus jedem Teig, wenn er durchgeknetet ist, kann man Kuchen backen oder Biskuits für die Kanarienvögel. Die Zuschauer waren so zu bearbeiten, daß sie anders herausgehen als sie hereingekommen sind, umgemodelt, gestempelt - gleichgültig, ob zum Besseren oder zum Schlechteren; ich bin schließlich kein Moralist - je nach Laune, sie hätten sich meinetwegen auch gegenseitig umbringen können.- Franz Jung, Der Weg nach unten. In: Franz Jung, Schriften, Bd. 1, Salzhausen / Frankfurt am Main 1981
 
 

Formgebung Hand Teig

 

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