Klospülung  An einem von ›diesen Tagen da‹ nahm Wilt normalerweise den Hund auf einen ausführlichen Spaziergang mit, der ihn unter anderem zur Gaststätte ›Am Fährweg‹ führte, und verbrachte eine ruhelose Nacht mit Aufstehen und ins Bad müssen, womit er die Reinigungskräfte des Harpic zunichte machte, das Eva in alle Winkel des Klobeckens gestäubt hatte, und ihr so einen willkommenen Vorwand lieferte, am nächsten Morgen noch mal seine Fehler anzuprangern.

»Zum Kuckuck, was soll ich denn bloß machen?«, hatte er nach einer dieser Nächte gefragt. »Wenn ich die Spülung ziehe, bist du sauer, weil ich dich damit geweckt habe, und wenn ich's nicht tue, sagst du, es sieht morgens so eklig aus.«

»Na, das tut's ja auch, und sowieso brauchst du nicht das ganze Harpic von den Seiten wegzustrullern. Und sag bloß nicht, das tätest du nicht. Ich habe dich dabei beobachtet. Du zielst rundherum drauf, sodass alles weggespült wird. Du machst das richtig absichtlich.«

»Wenn ich die Spülung ziehe, würde's eh alles wegschwemmen und dich obendrein auch noch wecken«, sagte Wilt, wohl wissend, dass er sich wirklich angewöhnt hatte, auf das Harpic zu zielen. Er hatte was gegen das Zeug.

«Warum kannst du nicht einfach bis zum Morgen warten? Und überhaupt geschieht dir ganz recht«, fuhr sie fort, um der Antwort, die sie erwartete, zuvorzukommen, »wenn du so viel Bier trinkst. Du sollst Clem ausführen und nicht Bier saufen in dieser ekelhaften Finte.«

»Pipi oder nicht Pipi, das ist hier die Frage«, sagte Wilt und tat sich Müsli auf. »Was erwartest du von mir? Dass ich mir einen Knoten in das verdammte Ding mache?<'

»Das würde mir auch nichts ausmachen«, sagte Eva bitter.

»Mir würde das aber verdammt noch mal 'ne ganze Menge ausmachen, na, besten Dank.«

»Ich sprach von unserem Sexualleben, das weißt du genau.« . »Ach so«, sagte Wilt.   - Tom Sharpe, Puppenmord. München 2004 (Süddeutsche Zeitung Kriminalbibliothek 26)

Klospülung (2)  Immer, wenn du in der letzten Zeit einen Kugelschreiber in der Hand hast, und ein Blatt Papier in deiner Reichweite liegt, zeichnest du Spiralen.

Du zeichnest einen großen, schwungvollen Kreis, in den die Linie eindringt, sich einschließt und immer mehr zusammenrollt, bis sie im Zentrum angekommen ist, wo der unbedeutende Endpunkt gefangen ist, der in seiner eigenen klaustrophobischen Falle zu Grunde geht.

Oder vielleicht entspringt die Spirale aus diesem Mittelpunkt, der sich wie ein Kreisel dreht, der sich ausdehnt und wächst und um sich herum einen tosenden Strudel auslöst, der ihn schließlich erdrückt.

Das ist die Darstellung vom Ende deines Lebens.

Ein langer, endloser und befriedigender Schiß. Einer von denen, die deinen Körper erleichtern. Jetzt kannst du deine eigenen Exkremente mit der Zärtlichkeit eines genialen Schöpfers betrachten, und schon mußt du nur noch die Klosettspülung betätigen. Die unendliche, abgrundtiefe Spirale ist der Wasserstrudel des Klosetts, der alles mit sich in die Kloake spült. Er reißt alles mit sich, er reißt sogar dich mit sich, und du drehst dich wie wild im Kreis, er zieht dich hinunter zum unvermeidlichen Fall.

Aber du kannst gar nicht fallen, weil du auf dem Boden sitzt. Du sitzt mit dem Rücken an die Beine einer halbnackten Frau gelehnt, und du sitzt auf dem Boden, und niemand kann tiefer fallen als auf den Boden. Oder vielleicht doch? -  Andreu Martín, Don Jesús in der Hölle. Moos - Baden-Baden 1991

 

Spülung

 

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