löße Hoden
Adelung 2,1640: in den niedrigen Sprecharten werden die Hoden bey
Menschen und Thieren Klöße ... genannt. Das Wort fehlt in dieser Bedeutung bei
Braun, König, Oertel, Kaltschmidt, Flügel. - DWb. V, 1247 bringt nur mundartliche
Belege. - Hyrtl: in der Sprache des gemeinen Mannes sind Klösse = Hoden.
Untergangsgrund: Tabuisierung. Die Tabuisierung
ist eine weitere Ursache dafür, daß die Wörter entweder untergehen oder unterdrückt
werden. In Felix Saltens Roman „ Josephine Mutzenbacher", München 1969
sind folgende Wörter für das männliche
Glied verzeichnet: Nudel S. 18; Zapfen S. 18; Stift
S. 20; Stange S. 22; Speer S. 24; Rute
S. 25; Spargel S. 31; Pfeil S. 143;
Pfahl S. 143; Klöppel S. 167; Pendel S. 187; Fechter
S. 193; Keil S. 197. Für die weiblichen Genitalien sind u. a. folgende
Wörter angeführt: Muschel, Mörser. Wenn das DWb. nur mundartliche
Belege anführt und wenn das Wort bei Küpper nicht steht, so kann man nicht mit
aller Sicherheit behaupten, daß Klöße in dieser Bedeutung nicht mehr
lebt. So wie die oben angeführten Wörter für die Geschlechtsteile vorstellbar
sind, so kann das Wort in irgendeinem erotischen Roman oder im Volksmunde vorkommen.
Hier kann die Frage gestellt werden: ist das Wort in der Schriftsprache wirklich
untergegangen, oder ist es wie das vulgäre Eier nur unterdrückt, „tabuisiert"?
- Nabil Osman, Kleines Lexikon untergegangener Wörter. München
1971
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