lauen   Poelzig drehte sich auf seinem niedrigen Zeichenschemel ruckartig um: »Was? Plagiat? Gibt es nicht! Na schön, dann wollen wir uns Ihr Werk mal ansehen!« Brav wanderten wir zu der Ecke hinüber, wo Rothschilds Entwurfsskizze hing. »Es ist kein Plagiat«, wetterte der Meister, »weil seine Skizze, mit Verlaub, besser ist. Er hat vielleicht Ihre Idee gesehen. Aber er, nicht Sie, hat Ihre Idee auch verstanden.« Aber damit nicht genug. Offenbar sah er jetzt die Gelegenheit gekommen, um uns seine Meinung zum Thema Abkupfern so eindringlich wie möglich zu vermitteln: »Klauen, liebe Freunde, gibt es nicht«, sagte er. »Wir klauen alle, ich klaue auch, ich klaue bei Ihnen, wenn ich glaube, daß ich etwas davon habe. Mozart hat geklaut, und der alte Clementi, von dem er geklaut hat, hat sich beschwert: ›Gloria ad alteram venit‹, hat er die hübsche kleine Klaviersonate überschrieben, die der Dieb in die Ouvertüre der »Zauberflöte« eingebaut hat. Er hätte dankbar sein sollen, daß seinem kleinen Thema auf diese Weise Unsterblichkeit verliehen wurde. Ich bitte Sie alle inständig, klauen Sie!« - Julius Posener, Heimliche Erinnerungen. München 2004
 
 

Diebstahl

 

  Oberbegriffe
zurück 

.. im Thesaurus ...

weiter im Text 
Unterbegriffe

 

Verwandte Begriffe
Synonyme