inderlächeln
Ich wußte, daß sich alles innerhalb weniger Stunden verändern
würde: Sie hat mich angelächelt! Die andern wollen es nicht glauben, aus dem
einzigen Grund, weil sie erst fünfundzwanzig Tage alt ist; aber ihre Mama glaubt
daran, weil sie es gesehen hat und weil sie daran glaubt (tatsächlich mußte
dieses Lächeln ein wenig als solches interpretiert werden). Die Mama hatte sie
mir für einen Moment auf den Schoß gegeben, und ich fing an, mit ihr zu reden;
da sah ich, daß sie sich zuerst anstrengte, um mich wahrzunehmen, wobei sie
die Stirn runzelte und den Blick mühsam ausrichtete, wie es manchmal die Kurzsichtigen
tun, dann gab sie es auf, und ihre Augen, nun wieder selbstvergessen, das heißt
ohne den Versuch zu machen, irgend etwas zu sehen, wurden außergewöhnlich sanft
und ruhig, lächelnd und nicht fliehend1 (ihr allgemeiner Ausdruck war eher fraulich
als kindlich, unter dem Eindruck dieser Stimme eines Mannes), schließlich zog
sie den
Mund auseinander, und es bildeten sich zwei Grübchen
auf ihren Wangen. Für mich war und ist das alles unmißverständlich; und die
Geste wurde später noch einmal wiederholt.
Wie dumm bin ich doch in meiner Unschlüssigkeit und mit meinen ewigen Problemen!
Sollte die sprichwörtliche Unbedarftheit der Literaten bei den meisten tatsächlich
nichts anderes sein als Ignoranz und Mangel an unmittelbarer Erfahrung? (Es
ist z.B. bekannt, daß Dichter und Schriftsteller von Gegenständen, Tieren, Pflanzen
sprechen, die sie nie gesehen haben . . . Aber habe ich nicht selbst von Männertreu,
Färberwaid, Sterndolde, Läusekraut gesprochen? Und doch hatte ich, um der Wahrheit
die Ehre zu geben, von diesen Pflanzen eine genaue Kenntnis, auch wenn diese
von anderen nicht geteilt wurde.) - (land3)
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