atzengespräch   Die Katze umschritt steif ein Tischbein, den Schwanz in der Höh.

- Mkgnau!

- Ah, da bist du ja, sagte Mr. Bloom, sich vom Feuer wendend.

Die Katze maunzte eine Antwort und stakte wieder steif um ein Tischbein, maunzend. Just wie sie über meinen Schreibtisch stakt. Prr. Kraul mir den Kopf. Prr.

Mr. Bloom beobachtete neugierig, freundlich, die geschmeidige schwarze Gestalt. Sauberer Anblick: der Glanz ihres glatten Fells, der weiße Knubbel unter dem Knauf ihres Schwanzes, die grünen blitzenden Augen. Er bückte sich zu ihr hinab, die Hände auf den Knien.

- Milch für das Pussilein, sagte er.

- Mrkgnau! schrie die Katze.

Die sollen nun dumm sein. Dabei verstehn sie besser, was wir sagen, als wir sie verstehn. Die da versteht haarscharf alles, was sie verstehen will. Ist auch nachtragend. Möchte wohl wissen, wie ich so wirke auf sie. Hoch wie ein Turm? Nein, springt mir doch glatt auf die Schulter.

- Angst vor den Hühnerchen hat sie, sagte er spottend. Angst vor den kleinen Putputputs. Wer hat wohl schon mal so ein dummes Pussilein gesehn wie unser Pussilein hier! Grausam auch. Ihre Natur. Komisch, die Mäuse quieken nie. Scheinens wohl gar zu mögen.

- Mrkrgnau! machte die Katze laut.

Sie hlinzelte empor aus ihren gierigen, beschämt sich schließenden Augen, maunzte klagend und lang, ihm die milchweißen Zähne zeigend. Er beobachtete, wie die dunklen Pupillenschlitze sich vor Gier verengten, bis ihre Augen grüne Steine waren. Dann ging er zur Anrichte, nahm den Krug, den der Milchmann von Hanlon's eben für ihn gefüllt hatte, goß sprudelwarme Milch auf eine Untertasse und stellte sie behutsam auf den Boden.

- Garrhr! schrie die Katze, hinlaufend, um zu lappen. Er betrachtete die Schnurrbarthaare, die drahtig leuchteten im schwachen Licht, als sie dreimal in die Milch tupfte und leicht schleckte. Ob das stimmt, daß sie nicht mehr auf Mäuse gehn können, wenn man sie ihnen kappt? Wieso eigentlich? Leuchten vielleicht im Dunkeln, die Spitzen. Oder sind so was wie Fühler im Dunkeln, vielleicht. - (joy)

Katzengespräch (2)

Eine Begegnung der anderen Art

Die Gründe für das Massaker sind im 13. Jahrhundert zu suchen.
Das las ich heute morgen beim Frühstück.

Daß die Bienen nicht taub sind, sondern mit den Fühlern
hören, verlautete aus Stanford in Kalifornien.

Die Krawatten werden neuerdings wieder etwas breiter
getragen; das bewies mir eine Postwurfsendung aus 33102 Paderborn.

Die Zeit sei kein Parameter, sondern ein Operator,
eröffnete mir mein Freund, der Philosoph.

Erkenntnisse, an einem einzigen Dienstag gewonnen.
Ich trug sie der Katze des Nachbarn vor.

Ihre lohfarbenen Streifen glommen in der Sonne.
Sie hielt ihre Augen auf mich geheftet.

Ich fühlte, daß ihr Fell elektrisch geladen war.
Es war offenbar, daß sie mich wiedererkannte.

Und doch bewohnte sie ein anderes Universum als ich.
So schien es mir. Sie maunzte,

aber was sie über die Materie wußte,
über Raum und Zeit, das verriet sie nicht.

Eine Metaphysik streifte die andere,
als ich meinen Bückling mit ihr teilte.

Unsere Ratschlüsse, ihre und meine,
so schien es mir, waren reziprok

unerforschlich wie die der Götter.

- Hans Magnus Enzensberger, Kiosk. Neue Gedichte. Frankfurt am Main 1997 (zuerst 1995)

Katzengespräch (3) Hinab, hinab, hinab. Etwas anderes gab es ja nicht zu tun, und also fing Alice bald wieder zu reden an. »Suse wird mich heute abend sehr vermissen, möchte ich meinen!« (Suse, so hieß die Katze.) »Hoffentlich denkt auch jemand an ihr Milchschüsselchen beim Nachmittagstee. Suse, liebe Katze, ich wollte, du wärst hier unten bei mir! Mäuse sind hier in der Luft zwar leider keine, aber vielleicht fingst du eine Fledermaus, das ist ja schließlich auch eine Art Maus. Die könntest du dann atzen - ich meine, sie könnte dich - also wie sagt man? Daß Katzen Fledermäuse atzen?« Und darüber wurde Alice auf einmal ganz schläfrig und sagte auf eine verträumte Weise vor sich hin: »Daß Katzen Fledermäuse atzen? Daß Fledermäuse Katzen atzen?« und manchmal auch: »Daß Flederkatzen Mäuse atzen?«; denn weil sie die Antwort ja in keinem Fall wußte, müßt ihr verstehen, war es auch ganz gleich, wie herum sie fragte. Sie merkte noch gerade, wie sie einschlief, und hatte eben angefangen von Suse zu träumen, wie sie mit ihr Hand in Hand spazierenging und feierlich sagte: »Also, Suse, Hand aufs Herz: wie stehst du zu Fledermäusen?«, da fiel sie plötzlich bauz! pardauz! in einen Haufen dürrer Blätter, und ihr Sturz war zu Ende.

Der Aufprall hatte Alice überhaupt nichts ausgemacht, und sie war sogleich wieder auf den Beinen; sie sah hinauf, aber droben war alles dunkel.  - Lewis Carroll, Alice im Wunderland. Frankfurt am Main 1970 (IB 896)

Katzengespräch (4)

 

Katze Gespräch

 

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