Fatzenfleisch  In seiner Blütezeit gab es in Storyville 230 Bordelle, 30 Rendezvouslokale und 2000 Huren, wie Polizeichef D. S. Gaster errechnet hatte. Um gutzahlende Kunden zu gewinnen, mußte eine Madame etwas aus sich machen können. Einige Madames versuchten ihre Gaste mit Geschichte und Literatur zu locken. Eine schwor bei allem, was ihr heilig war, daß sie ein Abkömmling der Squaw in Longfellows berühmtem Gedicht sei. Sie hatte in ihrem Salon ein Ölbild hängen, mit der Unterschrift: „Mr. und Mrs. Hiawatha, Vorfahren von Minnie Haha". Minnie besaß Häuser in der Union und Basin Street. Bei Josephine Killeen gab es Mollie Williams und ihre blutjunge Tochter, die man zusammen für fünfzig Dollar kaufen konnte. Die Polizei lochte sie ein, und Mrs. Killeen beschwerte sich, weil es unrecht war, „daß man ein junges Mädchen von ihrer Mutter trennte, wenn sie ihrer Hilfe bedurfte". Man konnte in Bordellen ziemlich oft Mädchen zwischen zwölf und sechzehn Jahren finden. Sie wurden allgemein Katzenfleisch genannt.

In der Basin Street war Kate Townsend eine Klasse für sich. Sie hatte die ausladendsten Brüste von New Orleans, und es war ein imponierender Anblick, wie sie ihren Vorbau vor sich her trug. Kate war eine starke Trinkerin und eine Persönlichkeit im politischen Mächtespiel. Ihr Haus auf Nummer vierzig war das Grand Hotel unter den amerikanischen Bordellen. Vierzigtausend Dollar hatte die Einrichtung ihrer Zimmer gekostet, wie sie überall herumerzählte. Da gab es Perserteppiche, Marmorkamine und gediegene Walnußtäfelungen. Ihrem Gerede nach waren ihre boites a l'ordure - ihre Nachttöpfe ~ aus purem Gold. Mir war allerdings bekannt, daß sie nur vergoldet waren.   - Nell Kimball, Madame - Meine Mädchen, meine Häuser. Hg. Stephen Longstreet. Frankfurt am Main, Wien und Berlin 1982 (entst. ca. 1917-1932) 

 

Katze Fleischarten

 

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