ardinal,
eifersüchtiger
Immer wenn seine Gedanken während des kurzen chinesischen
Schlafs nach draußen wanderten, erschien dem Kardinal della Torre zwanghaft
das Bild Palmiras, die nackt auf dem Bett lag und sich den Wünschen des Kardinals
Ottoboni darbot. Eine stets wiederkehrende Phantasie, die ihre einzige Rechtfertigung
in den wenigen Nachrichten fand, die er vom Diakon Baldassare bezog, und in
ein paar Gerüchten von Seiten der Küchenfrauen, die den täglichen Klatsch am
Copellenmarkt oder am Campo de' Fiori sammelten und mit nach Hause brachten.
Daß Palmira als Prostituierte am Weißen Brunnen tätig war, was nunmehr feststand,
machte ihm nicht sehr viel aus, solange sie sich nicht ins Bett des Kardinals
Ottoboni legte. Aber die Geschichte mit den roten Löckchen an der Zuckerfigur
hatte seine Phantasie mit neuem Stoff der Beunruhigung gespeist. Wie hatte er
sie sich verschafft, der Kardinal Ottoboni, diese roten Löckchen von Palmiras
Scham? Durch welche Versprechen und welche
Täuschungen? Hatte er selbst es besorgt sie abzuschneiden? Und war das vor oder
nach der Umarmung geschehen?
- Luigi Malerba, Die nackten Masken. Berlin 1995
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