Kapellmeister  Ich schlief nicht mehr. Nachts bedrängten mich erotische Traumbilder. Frauen umringten mich, Frauen in allen Farben, in allen Größen, in jedem Alter, aus allen Zeiten. Sie stellten sich vor mir auf, steif wie die Orgelpfeifen. Sie lagerten sich im Kreis um mich, hingestreckt, den Leib aufgebogen, geil wie Saiteninstrumente. Ich beherrschte sie alle, ich stachelte die einen mit dem Blick auf, die anderen mit einer Gebärde. Stehend, aufgerichtet wie ein Kapellmeister dirigierte ich ihre Orgien, ich schlug den Takt zu ihrem Taumel, ad libitum sie antreibend oder dämpfend oder plötzlich unterbrechend, um sie tausend- und aber tausendmal da capo beginnen zu lassen, ihnen zu gebieten, ihre Gesten, ihre Stellungen, ihren Tanz zu wiederholen, wieder und immer wieder. Oder ich ließ sie alle zugleich einsetzen - tutti - und stürzte sie in einen schwindelerregenden Taumel. Diese Raserei brachte mich um. Ich war ausgebrannt, abgezehrt. Tiefe Ringe gruben sich ein unter meinen Augen.   - (mora)
 
 

Orchster

 

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