ali wird meistens schwarz, manchmal blau dargestellt. Sie hat mehrere Arme, meist vier oder zehn, und trägt eine Halskette aus Schädeln, einen Rock aus abgeschlagenen Armen, manchmal hängt ein totes Kind an ihrem Ohr. Die Attribute in ihren Händen können variieren: Meist hält sie einen abgeschlagenen Schädel, eine drohend erhobene Sichel und eine Blutschale. Auf der Stirn befindet sich das „Dritte Auge“ und ihre Zunge streckt sie weit heraus.
Kali (2)
Kali
(3) Das gesamte Universum
ist unmöglich, und das weiß man hier in
Indien. Der Name Kalkutta kommt von der Macht der
Göttin Kali, die hier ihren großen Tempel hat, dieses heilige Bild ist in einem
die Töterin und die Helferin der Elenden: es ist die MUTTER,
eine Gottheit, die das Blut und das Mitleid, die Grausamkeit und die Sanftmut
bewohnt; sie wird nicht verehrt, weil sie schrecklich ist, sondern weil sie
in ihrer Mischung aus Schrecklichkeit und Liebe wie sonst keine der Anbetung
würdig ist. Sie haust in der Mitte der Welt, wo
es nichtig ist, das Leben vom Tod, die Tötung von der Erschaffung zu unterscheiden.
Ihr Tempel ist voll Aussätziger, beschmiert mit dem Blut der enthaupteten Zicklein:
die Gestalt, die man eher ahnt als sieht, das runde, riesige Antlitz der Göttin
ist einer der Orte im indischen Traum, wo die Gegensätze am heftigsten sind,
aber auf jeden Fall ist sie hier, ist nahe, ist enthüllt und berührbar. Sie
ist die MUTTER: Kraft einer jener geheimen lustigen Allegorien, die in die indische
Kantilene verwebt sind, begann in einem Raum, der zum Tempel der Göttin Kali
gehört, vor fünfundzwanzig Jahren Mutter Theresa die Destitute Dying, die alleingelassenen
Sterbenden, von den Straßen Kalkuttas aufzunehmen. Während der Zeit meines Aufenthalts
in Kalkutta wird in der ganzen Stadt der fünfundzwanzigste Jahrestag des unglaublichen
Werks von Mutter Theresa gefeiert. Die kleine strenge Bäuerin aus Albanien,
vormals Ursuline, mit einem Schlag zur Helferin der Massen von Kranken und namenlosen
Niedrigsten geworden, ist mit nichts auf der Welt vergleichbar. Diese winzige,
ruhige und schlaue Klosterfrau hat Krankenhäuser geschaffen und eine ganze Stadt
für ehemalige Leprakranke und Heime für Wahnsinnige - was mag wohl der Wahnsinn
in dieser Stadt sein? -, hat ausgesetzte Kinder gerettet, hat eine feindliche
und mißtrauische Umwelt herausgefordert und erobert. - Giorgio Manganelli,
Das indische Experiment. Berlin 2004 (zuerst 1992)
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