ämmen   Sich zu kämmen bringt Mann und Frau Nutzen; denn der Kamm ist gleichbedeutend mit der alle Widerwärtigkeiten überwindenden und heilenden Zeit. Das Haarflechten ist nur Frauen und jenen Männern von Nutzen, die es auch sonst zu tun pflegen, allen anderen Menschen zeigt es Verwicklungen in ihren finanziellen Verpflichtungen, hohe Darlehensschulden, bisweilen auch Gefängnis an. - (art)

Kämmen (2) Xerxes schickte einen berittenen Späher aus, um zu erkunden, wie viele sie sind und was sie tun. Schon als er in Thessalien war, hatte er gehört, daß sich dort eine kleine Truppe versammelt habe, und auch, daß an ihrer Spitze die Lakedaimonier stünden und Leonidas, und der sei ein Nachkomme des Herakles. Als nun der Reiter aufs Lager zu ritt, hielt er Ausschau, und was er sah, war zwar nicht die ganze wartende Truppe; denn die hinter die Mauer gelegt waren, die sie nach der Wiederherstellung besetzt hielten, konnte er nicht einsehen. Doch die draußen beobachtete er, die sich vor der Mauer gelagert hatten. Zu dieser Zeit aber waren gerade die Lakedaimonier nach außen gelegt. Von denen sah er also die einen Leibesübungen treiben, andere sich die Haare kämmen. Als er das sah, wunderte er sich, und dann stellte er die Anzahl fest. Als er sich alles genau angesehen hatte, ritt er gemächlich zurück. Denn weder verfolgte ihn einer noch schenkte man ihm überhaupt Beachtung. Und als er zurück war, berichtete er Xerxes alles, was er gesehn. Xerxes hörte sich das an, konnte aber nicht verstehen, was da wirklich vorging, nämlich daß sie sich vorbereiteten, den Tod zu erleiden und auszuteilen nach allen Kräften, sondern ihm kam ihr Tun recht lächerlich vor, und so schickte er nach Demaratos, Aristons Sohn, der sich im Lager aufhielt. Als er zur Stelle war, befragte ihn Xerxes nach allem, denn er wollte gern wissen, was das Verhalten der Lakedaimonier bedeute. Und der sagte: «Schon früher, als wir aufbrachen nach Hellas, - haben wir über diese Leute gesprochen, doch du hast mich ausgelacht, als ich dir sagte, ich sähe schon, es werde so gehen, wie es jetzt gekommen ist. Denn dir gegenüber redlich Offenheit zu üben, das ist, mein König, all mein Bemühn. So will ich auch jetzt nicht schweigen. Diese Männer sind gekommen, mit uns um den Paß zu kämpfen, und darauf bereiten sie sich vor. Bei ihnen besteht nämlich folgender Brauch: Wenn ihnen ein Kampf auf Leben und Tod bevorsteht, dann schmücken sie ihr Haupt sorgfältig. Und sei gewiß, wenn du diese und was in Sparta noch wartet unterwirfst, gibt es kein weiteres Volk auf der Welt, das dich, mein König, erwarten und es wagen wird, die Hand gegen dich zu erheben. Denn jetzt hast du es mit dem besten Königtum unter den Hellenen zu tun und den tapfersten Männern.» Xerxes erschien freilich das Gesagte durchaus unglaubwürdig, und er stellte die weitere Frage, wie dieses kleine Häuflein mit seinem Heer kämpfen sollte. Und der sagte: «Mein König, behandle mich als Lügner, wenn das hier nicht so kommt wie ich sage.» Auch diese Worte konnten Xerxes nicht überzeugen. Vier Tage ließ er also verstreichen, immer in der Erwartung, sie würden davonlaufen. Am fünften aber, als sie sich nicht entfernen wollten, sondern er deutlich sah, sie seien so frech und töricht, zu bleiben, schickt er wütend die Meder und die Kissier gegen sie vor mit dem Auftrag, sie lebend zu fangen und vor sein Angesicht zu bringen. Als nun die Meder sich ungestüm auf die Hellenen warfen, fielen sie in großer Zahl, andere aber setzten den Angriff fort, und sie ließen nicht ab, so schlimm es ihnen erging. Da wurde es jedermann deutlich und nicht zuletzt dem König selber, daß sie viele Menschen waren, aber wenige Männer. - (hero)

Kämmen (3)

"Albdrücken"

- Max Klinger

Kämmen (4)   Er stand da neben dem Bett in dem kurzen Lackrnäntelchen allein in dem Hotelzimmer spätnachts auf Socken. Die Socken waren rosa. Er fühlte sich innen sehr leicht. Jetzt war ja alles gut.  Das Reiben tat gut. War nur ein bißchen alles noch zu trocken. Er spuckte sich auf die Finger, damit sie schneller, angenehmer über die Haut gleiten konnten. Das braune Häutchen flutschte leicht über den angeschwollenen Kopf, während er sich zunehmend versteifte, je heftiger er rieb, die Augen geschlossen und ganz auf sich selbst konzentriert, in sich hineinstarrend, in einen glasigen, durchsichtigen Raum, gefüllt mit seinem eigenen aufgetriebenen Gefühl. Das war er selber. Dieser glasige, durchsichtige Raum. Eine Ansammlung von Gefühl, das sich durcheinanderbewegte. Darin eine Hand, die immer weiter und schneller auf und ab glitt. Ein Kämmen war es, ein unablässiges Kämmen, das Durchkämmen des eigenen lang gewachsenen Gefühls. Und es tat gut. Sotsch, sotsch machte es bei jedem Mal, es sind ganz winzige, naßsaugende Geräusche beim Vor- und Zurückziehen der Vorhaut. Es glimmt. Die Postkartenbilder fluppen schnell hintereinander vorbei, ich meine Postkartenbilder, ich meine Dias, ich meine so Serien, so ein sanfter Terror im Gehirn, kontrolliert, nicht kontrolliert, Glimmertierchen, die lautlos zerplatzen, aber nachwachsen, lautlos. Der Raum ist das, was man schalltot nennt. Der Griff an die eigenen Eier. Der Sack schwillt, die Fältchen, und die Sacknaht wird steif. Fotzen öffnen sich und schließen sich selbständig wie kleine rosafeuchte Münder. Ihr Inneres ist ganz zart. Weiche klebrige Schleimhäute, leicht zerreißbares Gewebe. Bunte Punkte leuchten schnell auf, das Aufleuchten beschleunigte sich, es werden mehr Punkte, ist bereits ein Gewimmel von bunten Punkten, Glimmertierchen, die weiterspringen. Techniker: Die Maschine ist in Ordnung, sie läuft tadellos, sonst welche Beschwerden? Aah! Das nenn ich kämmen! Mensch, kämmen! Die Zunge hängt ihm schon bald aus dem Mund heraus, ein flabbernder, roter Lappen. Er hat einen trockenen Mund und wichst in dem Hotel Christliches Hospiz, Hannover, Schuhmacherstraße, und ist nicht da. Verschwunden.  - (brink)

Kämmen (5)
 

Haar

 

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