ntelligenztest 1984 schrieb die Zeitschrift Science '84 ein Spiel aus, um die kollektive (und individuelle) Intelligenz oder Rationalität ihrer Leserschaft zu testen. Das heißt, sie hätte das Spiel gerne ausgeschrieben, wenn der Besitzer der Zeitschrift nicht einen zu großen Verlust befürchtet hätte und das Experiment Lloyd's nicht zu riskant erschienen wäre, um darüber eine Versicherung abzuschließen. Also begnügte man sich mit Trockenschwimmen und unterbreitete der Leserschaft eine Frage der Art Was täten Sie, wenn ...?. Der Gesamtauflage der Zeitschrift wurde eine Rücksendekarte beigegeben, worauf entweder ein Gewinn von 20 oder einer von 100 Dollar anzukreuzen war: Wir belohnen alle Einsendungen mit 20 Dollar oder 100 Dollar, vorausgesetzt, mindestens 80 Prozent der Mitspieler begnügen sich mit 20 Dollar und weniger als 20 Prozent entscheiden sich für 100 Dollar. Andernfalls ginge die gesamte korrespondenzeifrige Leserschaft leer aus.
Über 30000 Zuschriften gingen ein, wovon 65 Prozent sich mit 20 Dollar begnügten, wogegen 35 Prozent vom Griff nach den 100 Dollar nicht zurückstehen konnten. Die Zeitschrift hätte also nichts zu zahlen brauchen, und man darf vermuten, daß unter Echtbedingungen wohl ein noch größerer Anteil nicht hätte an sich halten können. Wie hätte sich eine rationale Leserschaft verhalten? Sie hätte sich ein Verfahren der Zufallsauslese ausdenken und ein wenig rechnen müssen, um sicherzustellen, daß nicht mehr als jeder Fünfte 100 Dollar ankreuzen würde. Würfel wären dafür gut genug gewesen.
Um nur ein wenig genauer zu sein: Ein fiinfseitiger Würfel wäre gut genug,
um jedem von uns durch einen Wurf Aufschluß zu geben, ob wir zu einer Minderheit
von ungefähr 20 Prozent gehören, nämlich wenn wir exakt die Zahl von 1 bis 5
werfen, für die wir uns vor dem Wurf entschieden haben. Aber im gegebenen Fall
ist das nicht ausreichend, denn noch immer ist die Wahrscheinlichkeit, daß um
ein weniges mehr als 20 Prozent die zuvor gewählte Zahl werfen, deutlich zu
hoch, nämlich 50 Prozent. Bei einer Mitspielerzahl von 10000 muß jeder einzelne
die Wahrscheinlichkeit, 100 Dollar anzukreuzen, auf 18 Prozent verringern, um
die Wahrscheinlichkeit, daß alle leer ausgehen, auf unter 1:1000 zu senken.
- Georg Brunold, Fortuna
auf Triumphzug. Berlin 2011
Intelligenztest (2) Gelingt es einem Computer, täuschend echt menschliche Intelligenz nachzuahmen, so Turings Gedanke, dann müssen wir ihm auch Intelligenz zubilligen. Natürlich sei die Frage, ob Maschinen wirklich denken können, «zu sinnlos, um überhaupt eine Diskussion zu verdienen», schrieb Turing damals in einem Essay in der Zeitschrift Mind. Sein Test solle diese Frage auch nicht beantworten, sondern eher ersetzen. Bis heute gilt der Turing-Test als ultimativer Gradmesser künstlicher Intelligenz.
In der ursprünglichen Form des Tests kommuniziert ein Mensch via Tastatur
und Bildschirm mit einem unsichtbaren Gegenüber. An dessen Anworten muß er zu
erkennen versuchen, ob sein Gesprächspartner aus Fleisch und Blut ist oder nur
aus künstlichen Prozessoren besteht. Schafft es ein Rechner, für einen Menschen
gehalten zu werden, so hat er den Turing-Test bestanden. Freilich ist dies bis
heute noch keinem Computer wirklich gelungen. Zwar gab es einzelne Fälle, in
denen sich die Fragesteller von einem Elektronengehirn übertölpeln ließen -
doch das lag jeweils eher an allzu naivem menschlichem Vorgehen als an ausgefuchsten
Programmen. Computertheoretiker fragen sich daher zu Recht: Mißt der Turing-Test
nicht eher das Denkvermögen der Menschen, die ihn durchführen, als das der Maschinen
? - (kopf)
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