nsekten
Die Bewegungen des Insekts wurden wilder und verzweifelter.
Es stieß mit dem Kopf gegen den Boden. Es schien die Umgebung nicht zu erkennen.
Ich beugte mich hinab und sah nun, daß eine Anzahl Ameisen der Libelle Säure
über die großen Netzaugen spritzten; andere bissen sich mit den Freßzangen in
eben diesen Augen fest. Schnell griff ich zu, um das Tier zu befreien. Es war
zu spät. Es war schon erblindet oder teilweise erblindet Es stürzte, flügelschlagend,
zuboden. Ich erkannte, aus den Augkuppeln waren winzige Tropfen ausgetreten.
Das Tier atmete so stark, daß der ganze Leib bebte. (Ich habe kaum geahnt, daß
das Atmen durch die Tracheen so heftig sein könne.) Es starb binnen einer Minute
an Überanstrengung, einem Herzschlag erlegen oder an unvorstellbaren Schmerzen
der Erblindung. (Ich habe niemals gezaudert, zu bekennen, daß ich vom Dasein
der Insekten, Lebewesen, sehr verschieden von mir, von ihren Sinnen, von ihren
Begierden und Leiden wenig oder nichts aussagen kann. Man kann einer reißenden
schlingenden Wespe mit einem scharfen Rasiermesser den Hinterleib amputieren;
sie merkt es nicht einmal, sie frißt weiter. Die Zahl der Heuschrecken, Bienen,
Ameisen, Fliegen, die fabrikmäßige Zahl, ihre Kämpfe, ihr instinktives Verhalten
scheinen mehr der Ausdruck einer Intelligenz als subjektiver Gefühle und Erlebnisse.
Man ist versucht, auszusprechen, daß ihre Seele nur der Schauplatz oberflächlicher
Ereignisse ist. Ihre Eiwerdung, ihre Geburt, ihre Arbeit, ihre Süchte, ihr Gemeinschaftssinn,
ihre Kriege, ihr Tod scheinen sehr schematisch angeordnet Ihr Heldentum ist
ausschließlich militärisch. Sie verlieren ihre Gliedmaßen und scheinen nicht
zu leiden. Halb zerquetscht schleppen sie die Ganzzerquetschten als Nahrung
oder Beute davon. Ich habe mir das Unvorstellbare oft wiederholt: die Skorpionenmännchen
werden nach der Begattung von. den Weibchen zerpflückt und verspeist, den Drohnen
werden die Eingeweide nach der Begattung ausgerissen.
- N.N., nach (
rom
)
Insekten
(2) Die Menschen sind absolut
nichts anderes als Insekten. Daß sie größer, plumper und ungeschickter sind
als Insekten, daß sie oft erst nach endlosen Zeiten wieder erfinden, was das
Insekt damals und heute immer gekonnt hat, liegt nur daran, daß sie diese Insektennatur
in sich nicht intensiv genug werden ließen. -
Ernst Fuhrmann, Das Leben der Insekten. Nach (
fuhr
)
Insekten (3)
Insekten (3)
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