Ein junges Mädchen kam nach Baden, Brigitte B. war sie genannt,
Fand Stellung dort in einem Laden, Wo
sie gut angeschrieben stand.
Die Dame, schon ein wenig älter, War dem Geschäfte zugetan,
Der Herr ein höherer Angestellter Der königlichen Eisenbahn.
Die Dame sagt nun eines Tages, Wie man zur Nacht gegessen
hat: »Nimm dies Paket, mein Kind, und trag es Zu der Baronin
vor der Stadt.«
Auf diesem Wege traf Brigitte Jedoch ein Individium, Das
hat an sie nur eine Bitte, Wenn nicht, dann bringe er sich um.
Brigitte, völlig unerfahren, Gab sich ihm mehr aus Mitleid
hin. Drauf ging er fort mit ihren Waren Und ließ sie in
der Lage drin.
Sie könnt es anfangs gar nicht fassen, Dann lief sie heulend
und gestand, Daß sie sich hat verführen lassen, Was die
Madam begreiflich fand.
Daß aber dabei die Tournüre Für die Baronin vor der Stadt Gestohlen
worden sei, das schnüre Das Herz ihr ab, sie hab sie satt.
Brigitte warf sich vor ihr nieder, Sie sei gewiß nicht mehr
so dumm; Den Abend aber schlief sie wieder Bei ihrem Individium.
Und als die Herrschaft dann um Pfingsten Ausflog mit dem
Gesangverein, Lud sie ihn ohne die geringsten Bedenken abends
zu sich ein.
Sofort ließ er sich alles zeigen, Den Schreibtisch und den
Kassenschrank, Macht die Papiere sich zu eigen Und zollt ihr
nicht mal mehr den Dank.
Brigitte, als sie nun gesehen, Was ihr Geliebter angericht
Entwich auf unhörbaren Zehen Dem Ehepaar aus dem Gesicht.
Vorgestern hat man sie gefangen, Es läßt sich nicht erzählen,
wo; Dem Jüngling, der die Tat begangen,
Dem ging es gestern ebenso.
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