nbrunst Little
Richard kreischte und kreischte und kreischte. Seine Stimme war freakish,
unermüdlich, hysterisch und absolut nicht unterzukriegen. Nie war sein Gesang
leiser als das Brüllen eines wütenden Stieres. Jede Phrase garnierte er mit
Wimmern, Schnarren oder Sirenentönen. Seine Vitalität
und sein Drive waren grenzenlos. Und seine Songs waren meistens totale Nicht-Songs,
nichts anderes als die zwölf Grundtakte mit Kinderzimmerversen, aber er brachte
sie heraus, als sei noch die letzte Silbe flüssiges Gold. Er sang mit verzweifeltem
Glauben, mit echter religiöser Inbrunst: «Good golly, Miss Molly, you sure
like a ball - when you're rockin' and rollin', you can't hear your Momma call.»
- (
awop
)
Inbrunst
(2) Ich hatte, wie man so sagt, eine »inbrünstige« Erste
Kommunion, oder nur wenig hat dazu gefehlt. Ich erwartete ein Wunder, eine fabelhafte
Enthüllung im Augenblick, wo die Hostie
in meinem Munde zergehen würde. Auch fürchtete ich mich davor, sie hinunterzuschlucken,
denn ich wußte, daß sie für meine Kehle zu groß wäre, wußte aber nicht, daß
sie wie eine Tablette imstande ist, weich zu werden; groß war meine Furcht,
sie wieder ausspucken zu müssen, falls sie mir in die unrechte Kehle käme und
Gott nicht ein Wunder vollbrächte wie das mit den Weihnachtsgeschenken, die
ohne Rücksicht auf ihre Ausmaße durch den Kamin kommen. Ich wurde schrecklich
enttäuscht, sowohl in meiner Erwartung als auch in meiner Furcht (jedoch kaum
mehr, als ich es später bei meiner Einweihung in die Liebe sein sollte). Ich
sagte mir: »Weiter ist es nichts«, und da ich nicht mehr auf ein Wunder wartete,
hörte ich bald auf, zur Messe zu gehen, hörte dann auch
auf zu glauben, und ich habe nie wieder damit angefangen. - (
leiris3
)
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