ungerstreik   Bei ihrem Bemühen, das Wahlrecht zu erlangen, begingen britische Frauen hundertfach Akte zivilen Ungehorsams. Als sie jedoch feststellen mußten, daß ihre Gefängnisaufenthalte kaum Auswirkungen auf die Regierungspolitik hatten, gingen sie während ihrer Haft zur Taktik des Hungerstreiks über. Viele wurden krank, und das Innenministerium, das den Häftlingen die Popularität des Märtyrertitms nicht gönnen wollte, ordnete an, daß Hungerstreikende von Gefängnisbeamten zwangsernährt werden sollten.

Es ist schwer zu sagen, wie viele dieser Frauen an den Auswirkungen der Zwangsernährung starben, da sie ganz allgemein eine Verschlechterung des Gesundheitszustands beivirkte. Als Miss Lillian Lenton, die unter Anklage stand, das Teehaus in Kew Gardens niedergebrannt zu haben, sich eine Pleuritis und eine Lungenentzündung zuzog, führte ihr Arzt ihre Erkrankung unmittelbar auf die Zwangsernährung zurück. Als die Auswirkungen der Zwangsernährung ihre lebensrettende Absicht zu vereiteln begannen, verlegte die Regierung sich auf die Politik, geschwächte Gefangene zu entlassen, damit sie sich zu Hause erholen konnten, und sie dann erneut zu verhaften.

Die Methode der Zwangsernährung, wie sie in Großbritannien angewendet wurde, unterschied sich etwas von der in den U.S.A. In Großbritannien wurde ein stählernes Mundstück verwendet, mit dessen Hilfe man einen Schlauch zwischen den Zähnen einführen konnte; auf diese Weise beschädigte man Zähne und Kiefer ebenso wie die Gurgel. Manche Frauen, die dieser Tortur nicht lange standzuhalten vermochten, aßen das übliche Essen und liefen dann bis zur Erschöpfung in der Zelle auf und ab oder warfen sich gegen die Zellenwände, bis sie das Bewußtsein verloren.  - Kommentar zu: Djuna Barnes, New York. Berlin 1987 (zuerst ca. 1914)

 

Hunger

 

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