Hundesachen  In der Nähe des Sanatoriums wimmelt es von schwarzen Hunden. Verschieden nach Größe und Gestalt, laufen sie in der Dämmerung geduckt über alle Wege und Stege, leise, gespannt und aufmerksam ihren Hundesachen nach.

Sie fliegen zu zweit und zu dritt mit vorgestreckten, wachsamen Hälsen, die Ohren spitz aufgerichtet, mit den traurigen Tönen leisen Jaulens vorbei, das sich unwillkürlich ihren Kehlen entringt und höchste Erregung bekundet. Mit ihren Angelegenheiten beschäftigt, voller Eile, immer unterwegs, immer von einem unbegreiflichen Ziel verschlungen, achten sie der Fußgänger kaum. Nur manchmai blinzeln sie ihnen im Fluge mit den Augen zu — und dann schaut aus diesem schwarzen und klugen Schielen die Wut heraus, die in ihrem Schwung lediglich durch den Mangel an Zeit gehemmt wird. Manchmal jedoch, wenn sie Ihrer Wut Folge leisten, laufen sie einem mit gesenktem Kopf und mit unheilverkündendem Knurren bis vor die Füße, aber nur deshalb, um auf halbem Weg ihre Absicht fahrenzulassen und weiter in den großen Hundetänzen mitzufliegen.   - Bruno Schulz, Das Sanatorium zur Todesanzeige. In: B. S., Die Zimtläden und alle anderen Erzählungen. München 1966

 

Hundeleben

 

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