Hundepeitsche  Dann kam der Tag, an dem mein Vater sich Marie, mein Kindermädchen,  vom Halse schaffen wollte, um größere Freiheit in seinem Honigmond mit einer Neuen zu genießen: meiner künftigen Stiefmutter. Das muß gegen das Jahresende von 1880 gewesen sein. Er war damals achtundvierzig, sie fünfzehn oder sechzehn Jahre alt. Sie wohnte in unserem Viertel und kam allmorgendlich die Rue des Martyrs herab. So sehe ich sie noch mit ihrer Pudelfrisur vorbeitrippeln: klein und herausfordernd Meinem Vater war sie seit einigen Tagen aufgefallen, wenn er des Morgens zu seiner Kneipe schlenderte, dem Eckhaus der Rue des Martyrs und der Rue Hippolyte-Lebas. Er hatte ihr, wie er es mit Frauen, die ihm gefielen, zu halten pflegte, die Schnur seiner Hundepeitsche um den Hals geschlungen, als ob er sie einfinge. Er war noch ein sehr schöner Mann mit seiner hohen Figur, den breiten Schultern, dem blassen Teint zum tiefschwarz gebliebenen Haar.

Sie waren sich bald einig, und sie schlief mehrere Nächte bei ihm. Meine alte Marie machte ihm deswegen lebhaftere Szenen als je, geriet ins Feuer des üblen Beispiels wegen, das er mir gäbe, und mehr noch in diesem Stil. Er brauste auf, sie wollte nicht nachgeben; und er wies ihr die Tür.    - Paul Léautaud, In memoriam. Übs. Ernst Jünger. Stuttgart, Zürich 1980 (zuerst 1905)

 

Hund Peitsche

 

  Oberbegriffe
zurück 

.. im Thesaurus ...

weiter im Text 
Unterbegriffe

 

Verwandte Begriffe
Synonyme